The
Oh!chestra im Internationalen Theater Frankfurt, 13.04.2018
(Foto: herzogrecords) |
Einzigartiges musikalisches Flair im Internationalen Kulturzentrum
Das Internationale Theater am Rande des Frankfurter Stadtteils Bornheim hat seit seinem Bestehen im Jahre 1987 eine bewegte und bewegende Geschichte hinter sich. Immer mal wieder vor dem Aus, aber immer wieder durch Initiativen aus der Frankfurter Bevölkerung in ihrem Bestand gesichert, finden hier Gastspiele aus aller Welt statt: Gesang, Sprache, Konzerte und Tanz, Filme und Lesungen, im Schnitt 150 an der Zahl pro Jahr, davon 100 Gastspiele aus 25 Kulturen. Ein wunderbarer Raum für 150 Personen mit erhabener Bühne und einem einladenden, freundlichen Flair.
The
OH!chestra-Vierhändig (man müsste eher von Vielhändig sprechen) besteht aus Florian
Wäldele (Tasten) und Florian Dressler (Perkussion) und ist eine Formation, die
unter diesem Namen seit etwa fünf Jahren, als TheOhOhOhs aber schon seit 15 Jahren die internationale Musikszene
begeistert und bereichert.
Eigentlich ein kammermusikalisches Ensemble,
schaffen es doch die beiden Fingerkünstler mit kleinen elektronischen
Hilfsmitteln, das sei eingeräumt, einen raumfüllenden Klang zu erzeugen, der
manchem herkömmlichen Orchester zur Ehre gereichen würde. Von klassisch, melodiös
mit romantischer Innigkeit bis Techno-rasanten und gnadenlos vorantreibenden
Beats, von vertrackten Rhythmen, Cha-Cha-Chas, Fandangos, spanischen Tänzen und
lateinamerikanisches Flair bis zu Schubertiaden, Bachscher Kontrapunktik und impressionistischen
Einlagen im Stile eines Debussys: All das und noch viel mehr vereint dieses Duo
in ihrer Musik und schafft damit ganz neue, noch nie gehörte Ton- und
Klangerlebnisse.
Gleich zu Anfang boten Beide ein neu komponiertes
Stück, Sound and Fury. Wildromantisch,
ein Dialog zwischen zwei Vollblutmusikern, der gleichzeitig das Publikum mit
einbezog. Man spürte hier bereits, dass ein großer Event bevorstand. Vier zu Drei und Floating Schubert, Ohrwürmer der Extraklasse erfuhren eine
Neuinterpretation, erfrischend und unglaublich expressiv. Vor allem Floating Schubert, eine Eigenkomposition
des Pianisten, strotze nur so vor Lebendigkeit, gepaart mit dahin schmelzender
Poesie.
Mit Peak
District erfuhr ein zweites Stück seine Uraufführung. Irgendwie spanischer Flamenco
eingebettet in eine Sonatenform, die an Domenico Scarlatti, einem Vielschreiber
am spanischen Hof im frühen 18. Jahrhundert, erinnerte. Eine vertrackte
Mischung aus höchst virtuosen Elementen und tänzerischer Noblesse. Dazu eine rhythmische
Einlage auf Holz vom Pianisten mit gleichzeitiger Bearbeitung der Tastatur des
Flügels: Das Orchester wurde hier seinem Namen über Gebühr gerecht. Ein Stück,
das absolut begeisterte.
Die
Mondscheinsonate à la The Oh!chestra leitete den furiosen Zweiten Teil des Abend
ein. Ein Repertoirestück, das bereits zum Markennamen dieser Formation geworden
ist. Wahnsinn, nicht nur Beethoven hätte seine Freude an dieser eigenwilligen
Lesart seines berühmten Presto agitato
gehabt. Auch das Publikum war begeistert.
Rondo
war das dritte neu gefasste Stück des Ensembles an diesem Abend. Ein akkordisches, mit
klarer melodischer Linie versehenes Werk, liedhaft, aber immer wieder unterbrochen
durch gefühlsmäßige Eruptionen. Man war an die Frühwerke Robert Schumanns
erinnert, an seine Fantasiestücke, an
Frauen, Liebe und Leben. Aber das mag
eine sehr subjektive Empfindung sein. Auch Rondo
überzeugte auf der ganzen Linie und gehört absolut ins Repertoire des Ensembles.
Mit Fighting
Demons und Partita Tech folgten
bereits bekannte Stücke, die in der CD (The
Oh!chestra-Vierhändig) in perfekter Manier zu hören sind. Live aber wirkten
beide wie aus einer anderen Welt. Mit zwei Zugaben und standing Ovations
verabschiedeten sich die beiden Musik- und Klangkünstler, die aus der
avantgardistischen wie populären Musikwelt nicht mehr wegzudenken sind. Man
erwartet eine neue CD und mehr Auftritte vor großem Publikum.
Das wohl
einzigartige Orchester-Duo tritt am 20. April im Frankfurter Nachtleben als The OhOhOhs auf. Man kann es
nur wärmstens empfehlen.
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