Inverted Operas auf dem Vorplatz der Alten Oper Frankfurt (Foto: Achim Reissner) |
Die Alte Oper Frankfurt wird zur musikalischen Spielwiese
Playsonic ist ein gemeinsames Projekt von Ensemble Modern (EM), Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK) und Alte Oper (AO), eine Initiative, die in vierjähriger Vorlaufzeit der Frage nachging, wie zeitgenössische Musik an ein junges Publikum vermittelt werden könne. Unter dem Motto spielend hören und hörend spielen forderten im Opening die beiden kuratorischen Leiter, Josa Gerhard und Sebastian Quack, zum Ausprobieren, Selbermachen und Mitmachen auf: „Spielen Sie mit uns!“, lautete ihr Weckruf an das Publikum.
Vier interdisziplinäre Zentren sollen, so Gerhard,
der Frage nachspüren, was Publikum heute für die Kunst bedeutet: public, chamber, ensemble und speaker. Fragen zum Beispiel, wie kann
man einen öffentlichen Ort mit neuen Ohren hören (public), wie kann Publikum mit kleinen instrumentalen Einheiten,
wie Trios oder Quartetten kooperieren (chamber),
wie lässt sich Publikum in ein Orchester oder Ensemble integrieren (ensemble), oder, last but not least, wie
können Hörer über technische Medien ihre eigene Musik kreieren (speaker)? Ein ambitioniertes Programm
über drei Tage, das sowohl von den Akteuren wie von den Mitspielern, dem
Publikum, vieles abverlangt.
Dazu bot die Alte Oper ihre Räumlichkeiten im und
vor dem Haus an. Mit sechs Spielekonsolen, vier Gesprächsrunden zu vier
Projekten im Rahmen der interdisziplinären
Zentren: ein Musiktheater: Götter der
Dämmerung (chamber), Inverted Operas
auf dem Opernplatz, eine mobile Architektur für das Versenden von Tönen
(public), Listen to Play, ein Abend
zwischen Konzert und Play-Games (ensemble) sowie Chorus Effect, Besucher sprechen einen Text von Francis Bacon ins Mikro, wobei ihre Stimmen algorithmisch zu einem Chor erweitert werden
(speaker). Dazu einen Drift Walk,
eine Erkundung der Musik der Stadt, mit einem darauffolgenden Konzert, Drift Concert, sowie eine große Playsonic-Party in der
Jugend-Kultur-Kirche Sankt Peter.
Gleich zu Anfang allerdings präsentierten Mitglieder
des EM in einer Art Rahmenprogramm Mirror
Music, eine kooperative Begegnung mit Musikern und Nichtmusikern. Zur
Einstimmung hörte man Brian Ferneyhoughs Il
nomine a 3 (1990) mit dem Klarinettisten, Jaan Bossier, dem Flötisten, Dietmar Wiesner und dem Oboisten, Christian Hommel. Kurz, komplex und knackig.
Dann setzten sich freiwillige Mitspieler aus dem Publikum vor die
Instrumentalisten, wie vor den eigenen Spiegel, und animierten sie durch
spontane Bewegungen simultan zu teils akrobatischen körperlichen wie
musikalischen Handlungen. Hieraus entstand eine ganz eigene Musik, äußerst
vielfältig, brüchig, herb, mitunter sogar melodisch.
Mirror
Music erfreute sich wachsender Beliebtheit. Mit einem
einleitenden Wiegenlied von Schostakowitsch, bearbeitet und traumhaft
interpretiert von Eva Böcker am Violoncello und Paul Cannon am Kontrabass,
füllte sich das Foyer zusehends. Die nachfolgenden 'Spiegelungen' wurden zu
einem großen Spaß, zumal die Instrumentalisten prächtig mitmischten. Saar Berger (Horn)
und Sava Stoianov (Trompete), Jagdish Mistry (Geige), Aglaya Gonzales
(Bratsche), Giorgos Panagiotidis (Geige) und Michael M. Kasper (Violoncello)
gehörten noch dazu, die, nach kurzen Vorführungen eines Menuetts von Mauricio
Kagel für Blechbläser sowie einem Pizzicato-Scherzo aus dem vierten
Streichquartett von Béla Bartók, einen wahren Spiegelflash erlebten. Ein experimenteller
Spaß, der dem Spielcharakter des Festivals bereits zu Anfang beste Impulse bot.
Chorus
Effect eröffnete im selten genutzten Pfitzner-Saal. Die
Absicht speaker in ein Werk
einzubinden, besteht darin, einen (komplizierten) englischen Text (Auszüge aus
Francis Bacons New Atlantis von 1627,
die utopische Vorstellung eines Forschungsinstituts auf einer fiktiven Insel
Bensalem) ins Mikro zu sprechen, was allerdings erst in der leider sehr
schlecht besuchten Gesprächsrunde bekannt wurde. Aber drum geht es bei diesem
Experiment nicht. Die unterschiedlichen Sprachen, Lesarten, Lautstärken,
Rhythmen der Speaker werden 'gesampelt', nach einem algorithmischen System
geordnet, zum Zweck eines am Ende des Festivals kompilierten elektronischen
Chores. Ob die Sprecher, wie im Programm angegeben, zu Bauchrednern oder Puppen
werden, war bei den ersten Sprechaktionen noch nicht abzusehen. Immerhin sprachen
Erwachsene wie Kinder, Frauen wie Männer, Jung und Alt engagiert ins Mikro,
ohne Textverständnis natürlich (was übrigens auch für einen Nativespeaker kaum möglich
war). Zwar reagierte bereits der elektronische Chor-Effekt mit stimmlichen Verfremdungen
und Wiederholungen, aber im Anfangsstadium des Experiments musste die Absicht
einer „sich akkumulierenden Geschichte“ wohl erst noch wachsen.
Götter
der Dämmerung aus dem Fokus chamber, ein religiös konnotiertes Musiktheater mit Laien und
Profis, sollte zum ersten Höhepunkt des Auftaktabends werden.
34 Akteure, darunter 11 Instrumentalisten des IEMA,
spielten in Ku Kux Klan-Kutten, mit Pentagrammen und kruden Formationen die biblische
Apokalypse des Untergangs der Welt – so wurde es zumindest wahrgenommen. Eine
rituelle Beschwörung des Gottes 'Entropie' (der Gott der thermodynamischen
Zustandsgrößen?), der Menschheit nicht allzu viel Leid zuzumuten.
Mit Reinigungsmusiken (eher Katzenmusik) und diversen Klanglinien auf sechs Instrumenten (logisch angelehnt an die Farben der Kuttenträger auf den Pentagrammen), elektronischem Hintergrundrauschen und Mondwandern über eine Videoleinwand, wollte man den 'Wärmegott' mit einer menschlichen Opfergabe versöhnen (Strawinsky lässt grüßen) und wählte aus den sechs angebotenen Opfern – den Klarinettisten. Elf Instrumentalisten gaben ihm noch einmal die Gelegenheit für ein wirklich hinreißend schönes Klarinettensolo (Moritz Schneidewendt), bevor er/es seinen Geist aufgab. Ein finales Lamento folgte, ein schmerzliches Schreien, das auf dem mythologischen magischen H-endete. H, der siebte Ton der Tonleiter, ist zugleich Symbol der sieben Todsünden, der sieben Gesichter Gottes, der sieben Religionen und vieles mehr.
Mit Reinigungsmusiken (eher Katzenmusik) und diversen Klanglinien auf sechs Instrumenten (logisch angelehnt an die Farben der Kuttenträger auf den Pentagrammen), elektronischem Hintergrundrauschen und Mondwandern über eine Videoleinwand, wollte man den 'Wärmegott' mit einer menschlichen Opfergabe versöhnen (Strawinsky lässt grüßen) und wählte aus den sechs angebotenen Opfern – den Klarinettisten. Elf Instrumentalisten gaben ihm noch einmal die Gelegenheit für ein wirklich hinreißend schönes Klarinettensolo (Moritz Schneidewendt), bevor er/es seinen Geist aufgab. Ein finales Lamento folgte, ein schmerzliches Schreien, das auf dem mythologischen magischen H-endete. H, der siebte Ton der Tonleiter, ist zugleich Symbol der sieben Todsünden, der sieben Gesichter Gottes, der sieben Religionen und vieles mehr.
Bruitismus pur, viel Unklarheiten unter den Mitspielern und Instrumentalisten, dazu fragende Gesichter unter den Zuhörern und Zuschauern, die reihenweise den Mozartsaal verließen. Darüber hinaus eine seltsame Thematik, die allzu sehr an Sektengeschwafel erinnerte und musikalisch wenig hergab. Da ist noch viel Platz nach oben für die drei geplanten Wiederholungen. Orm Finnendahl, einer der Produzenten dieser „Götterdämmerung“ (dazu noch Philipp Ehmann und Lea Søvsø), hatte denn auch alle Hände voll zu tun, dem weitgehend spontanen Tun von Laien und Musikern einige Orientierung zu geben.
Zum Rahmenprogramm gehörten noch muendig-hoerig3,
ein Duett zwischen Instrumentalist und Maschine (ähnlich dem Chorus Effect), ein großer Spaß, der von
Saar Berger (Horn) und Giorgos Panagiotidis (Violine) mitwachsender Lust und
wilder Trickserei exzessiv ausgereizt wurde. Gerne ausprobiert auch von den
begeisterten Zuhörern. Ein wunderbares Entré von Richard Millig im
Eingangsfoyer der Alte Oper.
Ebenso Hiding In Music, eine musikalische und performative Jagd, begleitet von vier
Instrumentalisten des IEMA, sowie Musical Chairs, eine musikalische
Reise nach Jerusalem mit umgekehrten Vorzeichen, das heißt derjenige ohne Stuhl
nimmt am pianistischen Prozess teil. Hermann Kretzschmar am Flügel moderierte
das kurzweilige Spiel, wobei durch die ganzheitliche Bearbeitung des Instruments
von bis zu drei Teilnehmern mitunter ganz eigene Klänge und Tonfolgen
entstanden.
Insgesamt kann das Rahmenprogramm als gelungen
bezeichnet werden, was aber vor allem am professionellen Spiel und der
engagierten Präsentation der Musiker des EM und der IEMA zu verdanken ist. Die rege
Teilnahme des Publikums an diesen Experimenten machte aus ihm allerdings noch
lange keine aktiven Spieler, geschweige denn Musiker. Eine Herauskitzeln des
Homo ludens, mehr aber auch nicht.
Exhibition
(Ausstellung) meint hier eigentlich die Vorführung oder Aufstellung von
insgesamt sechs Spielekonsolen, verteilt im Eingangsfoyer und in der zweiten
Ebene der Alten Oper (Intermezzo). Ohne sie im Einzelnen aufzählen und
beschreiben zu müssen, konnte keines von allen überzeugen: weitgehend schlechte
Musik (Porapora oder Oikospiel Book 1), einfallsloses Design,
eigentlich bei allen, kindischer Spielcharakter (Johann Sebastian Joust) abstrakt theorielastig (VideospielkomponistInnen), oder einfach
unbrauchbar, wie bei Playsonic Map. Alles in allem ein Reinfall. Die Plätze
blieben denn auch weitgehend leer. Mitunter fand man fragende Gesichter und verzweifeltes
Kopfschütteln.
musical chairs mit Hermann Kretzschmar am Piano und Mitspielern (Foto: Martin C. Welker) |
Workshops mit Rollen- und Gesellschaftsspielen
Experiencing
Music through Body and Fiction mit Nina Essendrop,
ein fantastisches Rollenspiel nach der LARP-Methode, wodurch ein neuer, aktiver Zugang zur Musik gefunden werden sollte. Verwandt mit dem autogenen
Training und rollentherapeutischen Strukturen bereitete die aus Belgien
stammende Leiterin zehn TeilnehmerInnen auf die Musik von Nikos Skalkottas
(1904-1949) vor, dessen Auszüge aus Cycle
concert (1939-43), gespielt von Christian Hommel (Oboe), Ueli Wiget
(Klavier), Sava Stoianov (Trompete) Alexander Hadjiev (Fagott), den Live-Action-Role-Playing-Abschluss bilden sollte.
Die wenig erschienen Zuhörer und Zuschauer erlebten
dann allerdings eine höchst musikantische, tänzerische, kokette, witzige und
robuste Interpretation einer selten gespielten, doch in weiten Bereichen an
Kurt Weill, Hanns Eisler, Paul Hindemith und nicht zuletzt an Igor Strawinsky
assoziierte Musik. Sieben Teile aus einem umfangreich Zyklus mit höchst
virtuosen Oboen-, Trompeten- und Fagott-Solos, vom Foxtrott zum Marsch, von der
Pastorale zum spielerischem Allegro. Dazu kreierte das LARP-Team spontane,
eigenwillige Tänze, animierte, kokettierte und kooperierte mit dem Publikum und
gab der äußerst vitalen Musik eine zusätzliche performative Ausdruckskraft.
Fazit: Skalkottas, einst Lieblingsschüler von Arnold
Schönberg und von 1927 bis 1933 Teilnehmer seiner Meisterklasse in Berlin, ist heute
weitgehend unbekannt und verdient es durchaus, in den Kanon der Neuen Musik
aufgenommen zu werden. Hierzu gilt großer Dank an das EM. Die tänzerischen
Einlagen waren gut gemeint, dennoch sollten Rollenspiele das bleiben, was sie
sind, sozialpsychologische Interaktionen, die allenfalls in einem privaten,
überschaubaren Rahmen sinnvoll sind, nicht aber in einem öffentlichen Konzert.
Dennoch als Teil von Playsonic eine
gute Idee.
Gesellschaftsspiele
und Musik, ein zweistündiger Workshop am letzten
Tag des Festivals, gehörte mit zum Besten der Veranstaltung. Gemeinsam mit den
Musikern Dietmar Wiesner (Flöte), Paul Cannon (Kontrabass), Jaan Bossier
(Klarinette) und Alexander Hadjiev (Fagott) entwickelten insgesamt 15
Teilnehmer, darunter drei Kinder, gleichmäßig aufgeteilt auf die
Instrumentalisten, innerhalb von zwei Stunden höchst Bemerkenswertes:
Kreativität, Ideenvielfalt, Kommunikation, reger Austausch und prächtige
Gruppendynamik, was wünscht man sich mehr.
Heraus kamen Spiele wie das Gorillagame, worin Sounds der Flöte mit farbigen Steinen korrelierten. Ein sogenanntes Interface-Spiel für zwei bis fünf Spieler, das bei Rot durch heftiges auf die Brustklopfen alle zum 'Gorilla' machte.
Heraus kamen Spiele wie das Gorillagame, worin Sounds der Flöte mit farbigen Steinen korrelierten. Ein sogenanntes Interface-Spiel für zwei bis fünf Spieler, das bei Rot durch heftiges auf die Brustklopfen alle zum 'Gorilla' machte.
Oder das Suchespiel
mit Jaan Bossier für beliebig viele Mitspieler, bei dem Gegenstände
(Holzklötzchen) bei entsprechend begleitender Musik (kalt/warm/heiß) gesucht
werden müssen. Ein großer Spaß auch für die Zuschauer. Zweck des Spiels: die
gefundenen Klötzchen nach einer vorgegebenen Melodie korrekt zusammenzustellen.
Ein Extraspaß fürs Hören.
Auch das Märchenraten mit Kontrabassmusik,
mimischen Gesten und Malkünstlern, oder das Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel
der Kindergruppe mit akrobatischer Fagottbegleitung konnten überzeugen.
Überhaupt sprühten die Kinder vor Ideen und waren kaum zu bremsen. Der
spielerische Ärger bestand übrigens darin, auf festgelegten Marken die witzigen
Verrenkungen des Fagottisten nachzuahmen. Der Sieger schließlich bekam ein
Sonderkonzert.
Ein bestens vorbereitetes (Ulrich Blum), intensives,
einfallsreiches Game Jam, das
allerdings ohne die wirklich professionelle sowie spontane Mitarbeit der
Instrumentalisten nicht zu realisieren gewesen wäre. Wie bemerkte doch zu recht
einer der Teilnehmer in Schlussresümee: „Es war eine große Freude, mit solchen
Musikern zusammenarbeiten zu dürfen!“ Dem gibt es nichts hinzuzufügen.
Götter der Dämmerung, Schlusslamento mit Instrumentalisten der IEMA (Foto: Martin C. Welker) |
Playsonic pur zum Abschluss: Hören und Spielen inside und outside
Inverted Operas,
eines der vier Focus-Projekte (public),
fand mit mehreren Wiederholungen an allen drei Tagen statt. Beim Sonntagsbesuch
standen sich am Lucae-Brunnen vor der Alten Oper zwei Posaunisten, zwei
Trompeter und eine Bratschistin in großem Abstand gegenüber und schickten sich
Töne zu. Mal wie ein Echo, mal Unisono, mal mit Reibungen. Ein Klangkonvolut,
das unter den Passanten Aufmerksamkeit erregte. Unterteilt wurde der Raum mit Spiegelkästen
aus der Requisite der Alten Oper (sie sollten die 80er Jahre, die
Wiedereröffnung der Alten Oper repräsentieren). Dazwischen verteilten die
Organisatoren dieses Events (Holly Gramazio, David Helbich und Rosario Talevi)
insgesamt 50 unterschiedliche Ereigniskärtchen an die Leute mit
Spielanweisungen für die Musiker (bestimmte Tonfolgen und Lautstärken) oder
auch Handlungsanweisungen (Folge einer Person im Abstand von zehn
Schritten; Beobachte eine Person und imitiere ihre Bewegungen).
Inverted Operas versteht sich als musikalisches und kommunikatives
Experiment außerhalb der gewohnten Räumlichkeiten von Opern- und
Konzerthäusern. Tatsächlich wurde es spontan angenommen, wobei die
Ereigniskärtchen eine willkommene Hilfestellung boten. Zwar ist diese Idee
nicht besonders neu, aber die gut ausgedachten Ereigniskärtchen animierten eine
Menge Passanten zum Innehalten, Zuhören und Teilnehmen.
Das Drift Concert bildete den Abschluss
des Festivals. Zehn Instrumentalisten des Ensemble
Modern begleiteten eine Drifter Group
(zu Deutsch: Herumtreibergruppe) auf ihrem Streifzug durch die Umgebung der
Alten Oper. Vernetzt durch Kopfhörer, wurde das Spiel des Ensembles mit dem
Treiben auf den Plätzen und Grünstreifen koordiniert und auf eine große Leinwand
im Mozart Saal projiziert. Eine spontane Performance inside und outside.
Zu insgesamt zwanzig ausgewählten kleinen Stücken
(auf Showtafeln angezeigt), darunter ein einleitender Kindertanz von Skalkottas
für Klaviersolo (Ueli Wiget), ein Perkussionssolo von Nikolaus A. Huber (Rainer
Römer), ein Oboensolo von Rainer Riehm (Christian Hommel), ein kleines
Klaviersolo mit dem Titel Sechs von
Hermann Kretschmar (selbst gespielt), mehrere Streichquartettstückchen von
Josef Haydn und Béla Bartók (Jagdish Mistry, Giorgios Panagiotis, Michael M.
Kasper, Megumi Kasakawa), Vivace und Tango aus Cycle Concert von Nikos Skalkottas (Alexander Hadjiev, Sava Stoianov, Ueli Wiget, Christian Hommel)
sowie einige Improvisationen im Tutti, um nur einige aus dem Repertoire zu nennen; zu dieser
Musikauswahl also eroberten acht junge Leute von der HfMDK und der IEMA mit
ausgelassener Freude an Neuem die Umgebung. Sie schauten durch fremde Fenster,
besuchten das Nebbiensche Gartenhaus, oder tollten übermütig über Parkwege, Wiesen
und Straßen, wobei Selfies nicht fehlen durften. Nicht immer musikalisch
korrekt, dafür aber mit großem Vergnügen an der Bewegung. Leider war der
Rechner mittendrin überlastet und das Spiel des Ensembles musste zeitweise ohne
Videobegleitung auskommen, was aber der Spielidee keinen Abbruch tat. Denn ein
Experiment, und das sollte es sein, hat das Recht auf Reibungen, Spontaneität
und Risiko.
mirror music mit v.l.: Dietmar Wiesner, Christian Hommel, Jaan Bossier und Mitspielerinnen (Foto: Martin C. Welker) |
Schlussresümee
Playsonic,
ein
Festival, ein Projekt, ein Experiment? Von allen dreien etwas. Das Motto spielend hören – hörend spielen wurde in
vielen Bereichen eingelöst, vor allem dort, wo die musikalische
Professionalität von EM und IEMA und die spontane, aktive Teilnahme von Laien
voll zur Geltung kommen konnten. Das waren vor allem die Angebote des
Rahmenprogramms, wie mirror music, muendig-hoerig3, musical chairs, die Workshops Gesellschaftsspiele
und Musik und mit Abstrichen das
Rollenspiel nach der LARP-Methode: Experiencing
Music through Body and Fiction.
Auch konnte unter den Focus Teams Inverted Operas (public) überzeugen, wenngleich diese Idee wohl kaum neues Publikum
für zeitgenössische Musik gewonnen haben mag. Dagegen fielen Götter der
Dämmerung (chamber) und Chorus Effect (speaker) rapide ab, woran auch die teilweise sehr schlecht
frequentierten Gesprächsrunden (leider ausschließlich in englischer Sprache) nichts
änderten. Die Samstagabend-Veranstaltung Listen to Play
(ensemble), kann wegen des zur gleichen Zeit stattfindenden Champions League Fußballendspiels leider nicht kommentiert werden.
Die sogenannte Exhibition
mit sechs Gamekonsolen war eigentlich ein glatter Reinfall. Kaum Besucher auch
am letzten Tag der Veranstaltung. Die langen Pausen zwischen den Events konnten
daran auch nichts ändern. Hier sollte man sich für die Zukunft Besseres
überlegen.
Ein insgesamt sehr lohnenswertes Unternehmen von
Alte Oper (Stephan Pauly), Ensemble Modern + IEMA (Christian Fausch) und
HfMDK bzw. IzM (Karin Dietrich), das
nach einigem Leerlauf (vor allem am Samstag) und wenigen bereits genannten Grautönen
doch einen grandiosen Abschluss fand, woran nicht zuletzt die Instrumentalisten
des Ensemble Modern und der IEMA den größten Anteil hatten.
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