Montag, 28. Mai 2018


 Playsonic-Festival, ein innovatives Musikfest aus dem „Labor für die Vermittlung zeitgenössischer Musik“, Alte Oper Frankfurt, 25.-27.05.2018



Inverted Operas auf dem Vorplatz der Alten Oper Frankfurt (Foto: Achim Reissner)

Die Alte Oper Frankfurt wird zur musikalischen Spielwiese


Playsonic ist ein gemeinsames Projekt von Ensemble Modern (EM), Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK) und Alte Oper (AO), eine Initiative, die in vierjähriger Vorlaufzeit der Frage nachging, wie zeitgenössische Musik an ein junges Publikum vermittelt werden könne. Unter dem Motto spielend hören und hörend spielen forderten im Opening die beiden kuratorischen Leiter, Josa Gerhard und Sebastian Quack, zum Ausprobieren, Selbermachen und Mitmachen auf: „Spielen Sie mit uns!“, lautete ihr Weckruf an das Publikum.


Vier interdisziplinäre Zentren sollen, so Gerhard, der Frage nachspüren, was Publikum heute für die Kunst bedeutet: public, chamber, ensemble und speaker. Fragen zum Beispiel, wie kann man einen öffentlichen Ort mit neuen Ohren hören (public), wie kann Publikum mit kleinen instrumentalen Einheiten, wie Trios oder Quartetten kooperieren (chamber), wie lässt sich Publikum in ein Orchester oder Ensemble integrieren (ensemble), oder, last but not least, wie können Hörer über technische Medien ihre eigene Musik kreieren (speaker)? Ein ambitioniertes Programm über drei Tage, das sowohl von den Akteuren wie von den Mitspielern, dem Publikum, vieles abverlangt.

Dazu bot die Alte Oper ihre Räumlichkeiten im und vor dem Haus an. Mit sechs Spielekonsolen, vier Gesprächsrunden zu vier Projekten im Rahmen der interdisziplinären Zentren: ein Musiktheater: Götter der Dämmerung (chamber), Inverted Operas auf dem Opernplatz, eine mobile Architektur für das Versenden von Tönen (public), Listen to Play, ein Abend zwischen Konzert und Play-Games (ensemble) sowie Chorus Effect, Besucher sprechen einen Text von Francis Bacon ins Mikro, wobei ihre Stimmen algorithmisch zu einem Chor erweitert werden (speaker). Dazu einen Drift Walk, eine Erkundung der Musik der Stadt, mit einem darauffolgenden Konzert, Drift Concert, sowie eine große Playsonic-Party in der Jugend-Kultur-Kirche Sankt Peter.

Gleich zu Anfang allerdings präsentierten Mitglieder des EM in einer Art Rahmenprogramm Mirror Music, eine kooperative Begegnung mit Musikern und Nichtmusikern. Zur Einstimmung hörte man Brian Ferneyhoughs Il nomine a 3 (1990) mit dem Klarinettisten, Jaan Bossier, dem Flötisten, Dietmar Wiesner und dem Oboisten, Christian Hommel. Kurz, komplex und knackig. Dann setzten sich freiwillige Mitspieler aus dem Publikum vor die Instrumentalisten, wie vor den eigenen Spiegel, und animierten sie durch spontane Bewegungen simultan zu teils akrobatischen körperlichen wie musikalischen Handlungen. Hieraus entstand eine ganz eigene Musik, äußerst vielfältig, brüchig, herb, mitunter sogar melodisch.
Mirror Music erfreute sich wachsender Beliebtheit. Mit einem einleitenden Wiegenlied von Schostakowitsch, bearbeitet und traumhaft interpretiert von Eva Böcker am Violoncello und Paul Cannon am Kontrabass, füllte sich das Foyer zusehends. Die nachfolgenden 'Spiegelungen' wurden zu einem großen Spaß, zumal die Instrumentalisten prächtig mitmischten. Saar Berger (Horn) und Sava Stoianov (Trompete), Jagdish Mistry (Geige), Aglaya Gonzales (Bratsche), Giorgos Panagiotidis (Geige) und Michael M. Kasper (Violoncello) gehörten noch dazu, die, nach kurzen Vorführungen eines Menuetts von Mauricio Kagel für Blechbläser sowie einem Pizzicato-Scherzo aus dem vierten Streichquartett von Béla Bartók, einen wahren Spiegelflash erlebten. Ein experimenteller Spaß, der dem Spielcharakter des Festivals bereits zu Anfang beste Impulse bot.

Chorus Effect eröffnete im selten genutzten Pfitzner-Saal. Die Absicht speaker in ein Werk einzubinden, besteht darin, einen (komplizierten) englischen Text (Auszüge aus Francis Bacons New Atlantis von 1627, die utopische Vorstellung eines Forschungsinstituts auf einer fiktiven Insel Bensalem) ins Mikro zu sprechen, was allerdings erst in der leider sehr schlecht besuchten Gesprächsrunde bekannt wurde. Aber drum geht es bei diesem Experiment nicht. Die unterschiedlichen Sprachen, Lesarten, Lautstärken, Rhythmen der Speaker werden 'gesampelt', nach einem algorithmischen System geordnet, zum Zweck eines am Ende des Festivals kompilierten elektronischen Chores. Ob die Sprecher, wie im Programm angegeben, zu Bauchrednern oder Puppen werden, war bei den ersten Sprechaktionen noch nicht abzusehen. Immerhin sprachen Erwachsene wie Kinder, Frauen wie Männer, Jung und Alt engagiert ins Mikro, ohne Textverständnis natürlich (was übrigens auch für einen Nativespeaker kaum möglich war). Zwar reagierte bereits der elektronische Chor-Effekt mit stimmlichen Verfremdungen und Wiederholungen, aber im Anfangsstadium des Experiments musste die Absicht einer „sich akkumulierenden Geschichte“ wohl erst noch wachsen.

Götter der Dämmerung aus dem Fokus chamber, ein religiös konnotiertes Musiktheater mit Laien und Profis, sollte zum ersten Höhepunkt des Auftaktabends werden.
34 Akteure, darunter 11 Instrumentalisten des IEMA, spielten in Ku Kux Klan-Kutten, mit Pentagrammen und kruden Formationen die biblische Apokalypse des Untergangs der Welt – so wurde es zumindest wahrgenommen. Eine rituelle Beschwörung des Gottes 'Entropie' (der Gott der thermodynamischen Zustandsgrößen?), der Menschheit nicht allzu viel Leid zuzumuten. 

Mit Reinigungsmusiken (eher Katzenmusik) und diversen Klanglinien auf sechs Instrumenten (logisch angelehnt an die Farben der Kuttenträger auf den Pentagrammen), elektronischem Hintergrundrauschen und Mondwandern über eine Videoleinwand, wollte man den 'Wärmegott' mit einer menschlichen Opfergabe versöhnen (Strawinsky lässt grüßen) und wählte aus den sechs angebotenen Opfern – den Klarinettisten. Elf Instrumentalisten gaben ihm noch einmal die Gelegenheit für ein wirklich hinreißend schönes Klarinettensolo (Moritz Schneidewendt), bevor er/es seinen Geist aufgab. Ein finales Lamento folgte, ein schmerzliches Schreien, das auf dem mythologischen magischen H-endete. H, der siebte Ton der Tonleiter, ist zugleich Symbol der sieben Todsünden, der sieben Gesichter Gottes, der sieben Religionen und vieles mehr. 

Bruitismus pur, viel Unklarheiten unter den Mitspielern und Instrumentalisten, dazu fragende Gesichter unter den Zuhörern und Zuschauern, die reihenweise den Mozartsaal verließen. Darüber hinaus eine seltsame Thematik, die allzu sehr an Sektengeschwafel erinnerte und musikalisch wenig hergab. Da ist noch viel Platz nach oben für die drei geplanten Wiederholungen. Orm Finnendahl, einer der Produzenten dieser „Götterdämmerung“ (dazu noch Philipp Ehmann und Lea Søvsø), hatte denn auch alle Hände voll zu tun, dem weitgehend spontanen Tun von Laien und Musikern einige Orientierung zu geben.

Zum Rahmenprogramm gehörten noch muendig-hoerig3, ein Duett zwischen Instrumentalist und Maschine (ähnlich dem Chorus Effect), ein großer Spaß, der von Saar Berger (Horn) und Giorgos Panagiotidis (Violine) mitwachsender Lust und wilder Trickserei exzessiv ausgereizt wurde. Gerne ausprobiert auch von den begeisterten Zuhörern. Ein wunderbares Entré von Richard Millig im Eingangsfoyer der Alte Oper.
Ebenso Hiding In Music, eine musikalische und performative Jagd, begleitet von vier Instrumentalisten des IEMA, sowie Musical Chairs, eine musikalische Reise nach Jerusalem mit umgekehrten Vorzeichen, das heißt derjenige ohne Stuhl nimmt am pianistischen Prozess teil. Hermann Kretzschmar am Flügel moderierte das kurzweilige Spiel, wobei durch die ganzheitliche Bearbeitung des Instruments von bis zu drei Teilnehmern mitunter ganz eigene Klänge und Tonfolgen entstanden.

Insgesamt kann das Rahmenprogramm als gelungen bezeichnet werden, was aber vor allem am professionellen Spiel und der engagierten Präsentation der Musiker des EM und der IEMA zu verdanken ist. Die rege Teilnahme des Publikums an diesen Experimenten machte aus ihm allerdings noch lange keine aktiven Spieler, geschweige denn Musiker. Eine Herauskitzeln des Homo ludens, mehr aber auch nicht.

Exhibition (Ausstellung) meint hier eigentlich die Vorführung oder Aufstellung von insgesamt sechs Spielekonsolen, verteilt im Eingangsfoyer und in der zweiten Ebene der Alten Oper (Intermezzo). Ohne sie im Einzelnen aufzählen und beschreiben zu müssen, konnte keines von allen überzeugen: weitgehend schlechte Musik (Porapora oder Oikospiel Book 1), einfallsloses Design, eigentlich bei allen, kindischer Spielcharakter (Johann Sebastian Joust) abstrakt theorielastig (VideospielkomponistInnen), oder einfach unbrauchbar, wie bei Playsonic Map.  Alles in allem ein Reinfall. Die Plätze blieben denn auch weitgehend leer. Mitunter fand man fragende Gesichter und verzweifeltes Kopfschütteln.

musical chairs mit Hermann Kretzschmar am Piano und Mitspielern (Foto: Martin C. Welker)

Workshops mit Rollen- und Gesellschaftsspielen


Experiencing Music through Body and Fiction mit Nina Essendrop, ein fantastisches Rollenspiel nach der LARP-Methode, wodurch ein neuer, aktiver Zugang zur Musik gefunden werden sollte. Verwandt mit dem autogenen Training und rollentherapeutischen Strukturen bereitete die aus Belgien stammende Leiterin zehn TeilnehmerInnen auf die Musik von Nikos Skalkottas (1904-1949) vor, dessen Auszüge aus Cycle concert (1939-43), gespielt von Christian Hommel (Oboe), Ueli Wiget (Klavier), Sava Stoianov (Trompete) Alexander Hadjiev (Fagott), den Live-Action-Role-Playing-Abschluss bilden sollte.

Die wenig erschienen Zuhörer und Zuschauer erlebten dann allerdings eine höchst musikantische, tänzerische, kokette, witzige und robuste Interpretation einer selten gespielten, doch in weiten Bereichen an Kurt Weill, Hanns Eisler, Paul Hindemith und nicht zuletzt an Igor Strawinsky assoziierte Musik. Sieben Teile aus einem umfangreich Zyklus mit höchst virtuosen Oboen-, Trompeten- und Fagott-Solos, vom Foxtrott zum Marsch, von der Pastorale zum spielerischem Allegro. Dazu kreierte das LARP-Team spontane, eigenwillige Tänze, animierte, kokettierte und kooperierte mit dem Publikum und gab der äußerst vitalen Musik eine zusätzliche performative Ausdruckskraft.

Fazit: Skalkottas, einst Lieblingsschüler von Arnold Schönberg und von 1927 bis 1933 Teilnehmer seiner Meisterklasse in Berlin, ist heute weitgehend unbekannt und verdient es durchaus, in den Kanon der Neuen Musik aufgenommen zu werden. Hierzu gilt großer Dank an das EM. Die tänzerischen Einlagen waren gut gemeint, dennoch sollten Rollenspiele das bleiben, was sie sind, sozialpsychologische Interaktionen, die allenfalls in einem privaten, überschaubaren Rahmen sinnvoll sind, nicht aber in einem öffentlichen Konzert. Dennoch als Teil von Playsonic eine gute Idee.

Gesellschaftsspiele und Musik, ein zweistündiger Workshop am letzten Tag des Festivals, gehörte mit zum Besten der Veranstaltung. Gemeinsam mit den Musikern Dietmar Wiesner (Flöte), Paul Cannon (Kontrabass), Jaan Bossier (Klarinette) und Alexander Hadjiev (Fagott) entwickelten insgesamt 15 Teilnehmer, darunter drei Kinder, gleichmäßig aufgeteilt auf die Instrumentalisten, innerhalb von zwei Stunden höchst Bemerkenswertes: Kreativität, Ideenvielfalt, Kommunikation, reger Austausch und prächtige Gruppendynamik, was wünscht man sich mehr. 
Heraus kamen Spiele wie das Gorillagame, worin Sounds der Flöte mit farbigen Steinen korrelierten. Ein sogenanntes Interface-Spiel für zwei bis fünf Spieler, das bei Rot durch heftiges auf die Brustklopfen alle zum 'Gorilla' machte. 
Oder das Suchespiel mit Jaan Bossier für beliebig viele Mitspieler, bei dem Gegenstände (Holzklötzchen) bei entsprechend begleitender Musik (kalt/warm/heiß) gesucht werden müssen. Ein großer Spaß auch für die Zuschauer. Zweck des Spiels: die gefundenen Klötzchen nach einer vorgegebenen Melodie korrekt zusammenzustellen. Ein Extraspaß fürs Hören.
Auch das Märchenraten mit Kontrabassmusik, mimischen Gesten und Malkünstlern, oder das Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel der Kindergruppe mit akrobatischer Fagottbegleitung konnten überzeugen. Überhaupt sprühten die Kinder vor Ideen und waren kaum zu bremsen. Der spielerische Ärger bestand übrigens darin, auf festgelegten Marken die witzigen Verrenkungen des Fagottisten nachzuahmen. Der Sieger schließlich bekam ein Sonderkonzert.

Ein bestens vorbereitetes (Ulrich Blum), intensives, einfallsreiches Game Jam, das allerdings ohne die wirklich professionelle sowie spontane Mitarbeit der Instrumentalisten nicht zu realisieren gewesen wäre. Wie bemerkte doch zu recht einer der Teilnehmer in Schlussresümee: „Es war eine große Freude, mit solchen Musikern zusammenarbeiten zu dürfen!“ Dem gibt es nichts hinzuzufügen.



Götter der Dämmerung, Schlusslamento mit Instrumentalisten der IEMA (Foto: Martin C. Welker)

Playsonic pur zum Abschluss: Hören und Spielen inside und outside


Inverted Operas, eines der vier Focus-Projekte (public), fand mit mehreren Wiederholungen an allen drei Tagen statt. Beim Sonntagsbesuch standen sich am Lucae-Brunnen vor der Alten Oper zwei Posaunisten, zwei Trompeter und eine Bratschistin in großem Abstand gegenüber und schickten sich Töne zu. Mal wie ein Echo, mal Unisono, mal mit Reibungen. Ein Klangkonvolut, das unter den Passanten Aufmerksamkeit erregte. Unterteilt wurde der Raum mit Spiegelkästen aus der Requisite der Alten Oper (sie sollten die 80er Jahre, die Wiedereröffnung der Alten Oper repräsentieren). Dazwischen verteilten die Organisatoren dieses Events (Holly Gramazio, David Helbich und Rosario Talevi) insgesamt 50 unterschiedliche Ereigniskärtchen an die Leute mit Spielanweisungen für die Musiker (bestimmte Tonfolgen und Lautstärken) oder auch Handlungsanweisungen (Folge einer Person im Abstand von zehn Schritten; Beobachte eine Person und imitiere ihre Bewegungen).

Inverted Operas versteht sich als musikalisches und kommunikatives Experiment außerhalb der gewohnten Räumlichkeiten von Opern- und Konzerthäusern. Tatsächlich wurde es spontan angenommen, wobei die Ereigniskärtchen eine willkommene Hilfestellung boten. Zwar ist diese Idee nicht besonders neu, aber die gut ausgedachten Ereigniskärtchen animierten eine Menge Passanten zum Innehalten, Zuhören und Teilnehmen.

Das Drift Concert bildete den Abschluss des Festivals. Zehn Instrumentalisten des Ensemble Modern begleiteten eine Drifter Group (zu Deutsch: Herumtreibergruppe) auf ihrem Streifzug durch die Umgebung der Alten Oper. Vernetzt durch Kopfhörer, wurde das Spiel des Ensembles mit dem Treiben auf den Plätzen und Grünstreifen koordiniert und auf eine große Leinwand im Mozart Saal projiziert. Eine spontane Performance inside und outside.

Zu insgesamt zwanzig ausgewählten kleinen Stücken (auf Showtafeln angezeigt), darunter ein einleitender Kindertanz von Skalkottas für Klaviersolo (Ueli Wiget), ein Perkussionssolo von Nikolaus A. Huber (Rainer Römer), ein Oboensolo von Rainer Riehm (Christian Hommel), ein kleines Klaviersolo mit dem Titel Sechs von Hermann Kretschmar (selbst gespielt), mehrere Streichquartettstückchen von Josef Haydn und Béla Bartók (Jagdish Mistry, Giorgios Panagiotis, Michael M. Kasper, Megumi Kasakawa), Vivace und Tango aus Cycle Concert von Nikos Skalkottas (Alexander Hadjiev, Sava Stoianov, Ueli Wiget, Christian Hommel) sowie einige Improvisationen im Tutti, um nur einige aus dem Repertoire zu nennen; zu dieser Musikauswahl also eroberten acht junge Leute von der HfMDK und der IEMA mit ausgelassener Freude an Neuem die Umgebung. Sie schauten durch fremde Fenster, besuchten das Nebbiensche Gartenhaus, oder tollten übermütig über Parkwege, Wiesen und Straßen, wobei Selfies nicht fehlen durften. Nicht immer musikalisch korrekt, dafür aber mit großem Vergnügen an der Bewegung. Leider war der Rechner mittendrin überlastet und das Spiel des Ensembles musste zeitweise ohne Videobegleitung auskommen, was aber der Spielidee keinen Abbruch tat. Denn ein Experiment, und das sollte es sein, hat das Recht auf Reibungen, Spontaneität und Risiko. 

mirror music mit v.l.: Dietmar Wiesner, Christian Hommel, Jaan Bossier und Mitspielerinnen (Foto: Martin C. Welker)

Schlussresümee


Playsonic, ein Festival, ein Projekt, ein Experiment? Von allen dreien etwas. Das Motto spielend hören – hörend spielen wurde in vielen Bereichen eingelöst, vor allem dort, wo die musikalische Professionalität von EM und IEMA und die spontane, aktive Teilnahme von Laien voll zur Geltung kommen konnten. Das waren vor allem die Angebote des Rahmenprogramms, wie mirror music, muendig-hoerig3, musical chairs, die Workshops Gesellschaftsspiele und Musik und mit Abstrichen das Rollenspiel nach der LARP-Methode: Experiencing Music through Body and Fiction.

Auch konnte unter den Focus Teams Inverted Operas (public) überzeugen, wenngleich diese Idee wohl kaum neues Publikum für zeitgenössische Musik gewonnen haben mag. Dagegen fielen Götter der Dämmerung (chamber) und Chorus Effect (speaker) rapide ab, woran auch die teilweise sehr schlecht frequentierten Gesprächsrunden (leider ausschließlich in englischer Sprache) nichts änderten. Die Samstagabend-Veranstaltung Listen to Play (ensemble), kann wegen des zur gleichen Zeit stattfindenden Champions League Fußballendspiels leider nicht kommentiert werden.

Die sogenannte Exhibition mit sechs Gamekonsolen war eigentlich ein glatter Reinfall. Kaum Besucher auch am letzten Tag der Veranstaltung. Die langen Pausen zwischen den Events konnten daran auch nichts ändern. Hier sollte man sich für die Zukunft Besseres überlegen.

Ein insgesamt sehr lohnenswertes Unternehmen von Alte Oper (Stephan Pauly), Ensemble Modern + IEMA (Christian Fausch) und HfMDK  bzw. IzM (Karin Dietrich), das nach einigem Leerlauf (vor allem am Samstag) und wenigen bereits genannten Grautönen doch einen grandiosen Abschluss fand, woran nicht zuletzt die Instrumentalisten des Ensemble Modern und der IEMA den größten Anteil hatten.


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