Musikfest Atmosphères, 15.-30.09.2018
Pierre-Laurent
Aimard spielt in drei Konzerten aus Olivier Messiaens
(1908-1992) Cataloque
D´Oiseaux (1956-58), Zoo Frankfurt /Main, 23.09.2018
Pierre-Laurent Aimard (Flügel) Foto: Wonge Bergmann |
Vogelstimmen vom Flügel im Vogelhaus
Vogelstimmen auf dem Klavier im Vogelhaus des Frankfurter Zoos: Ein exotischer Ort, umtost von einem Unwetter mit Sturmböen und wasserfallartigen Niederschlägen, inmitten von Vögeln mit den seltenen Namen wie Schuppenkopfrötel, Strausswachtel oder Rotrohrbulbul. Nicht alle konnten wegen des Wetters das letzte der drei Konzerte erreichen, aber die, die da waren, erlebten außergewöhnliche Klangfarben auf dem Flügel im Dialog der Vogelrufe aus dem Hintergrund des Freigeheges.
Pierre-Laurent Aimard (*1957), von dem bereits eine Gesamteinspielung
der sieben Bücher von Olivier Messiaens (1908-1992) Cataloque D´Oiseaux (1956/58) bei
Pentatone records erschienen ist, bespielte im letzten der Konzerte (die beiden
anderen fanden im Opernturm und im Palmengarten statt) die Heidelerche
(L´laluette Lulu), den Waldkauz (La Chouette Hulotte), den Steinrötel (Le Merle
de Roche) sowie den großen Brachvogel (Le Courlis Cendré): eine Auswahl aus dem
dritten, sechsten und dem siebenten Buch.
Genau genommen sind es Genrebilder, denn die
Vogelstimmen sind immer eingebettet in das spezifische Landschaftsbild des Vogeltyps,
die Tages- und Nachtstunden, die Jahreszeiten, bis hin zu den spezifischen
Düften der Pflanzenwelt der Region. Den Assoziationen der Hörer wurde allein
durch die Örtlichkeit breiter Raum gegeben, soweit das Vogelhaus verschiedene Landschaften
imitierte, die bis zum Urwald des Freigeheges reichten und darüber hinaus einen
speziellen Geruch verbreiteten. Melodiös und verführerisch aufreizend mit einem
Touch Blue notes die Heidelerche, wehmütig, trillernd bis flötend der
Brachvogel, ein typischer Marsch und Wattvogel. Dagegen dunkel-heulende und
lautstarke Töne vom Waldkauz oder auch gesanglich differenzierte Klarinetten-
und Oboentöne des Steinrötel, der sich, heute im Bestand höchst gefährdet, vor
allem in den Voralpen aufhält.
Die Vögel zumindest erkannten im Pianospiel von Aimard Ihresgleichen und pfiffen eifrig mit. Man hätte glauben können, dass bei jedem der Vogelstimmen und Stimmungen auf dem
Piano sich eine andere Vogelart angesprochen fühlte, was sowohl für das
besondere Gespür des Komponisten wie auch für die klangliche Qualität des
Interpreten sprach, die in wunderbaren Farbenmixturen eine Welt durch die Fauna
und Flora Frankreichs bauten. Selbst das Wetter ließ sich versöhnen und entließ
das Publikum in ein luftgereinigtes vogelzwitscherndes Frankfurt.
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