Casino Royale in Concert, James Bond 007-Agententhriller (2006) mit Life-Musik
vom Czech National Symphony Orchestra (Ltg. Jessica Cottis), Alte Oper
Frankfurt, 16.11.2018
Casino Royale mit Daniel Craig als James Bond (Leinwand), Czech National Symphony Orchestra (Ltg.: Jessica Cottis) Fotos: Daniel Juch |
Mit Daniel Craig beginnt eine neue James-Bond-Ära
Es geht um Geld, um sehr viel Geld und sein Name ist Bond, James Bond, der seit 1962 mit charmanten, wirksamen, genuin männlichen und schier übermenschlichen Mitteln die Welt vor dunklen Mächten, skrupellosen Gangstern und menschenfeindlichen Terroristen rettet.
Casino
Royale gehört natürlich dazu und doch markiert er einen
Wendepunkt. Erst einmal spielt Daniel
Craig die Rolle des 007-Agenten und ersetzt damit seinen etwas in die Jahre
gekommenen Vorgänger, Pierce Brosnan. Er ist jung, dynamisch, in bester körperlicher
Verfassung, was auch sein Folterer und Gegenspieler, Le Chiffre, gespielt von Mads Mikkelsen, neidlos anerkennen muss. Außerdem verkörpert
er perfekt den Outlaw, den Gesetzesbrecher, den gefährlichen Fremden, den
verschmähten Liebhaber und den sprichwörtlichen Schweinehund, dem Kollateralschäden
vollkommen gleichgültig erscheinen, ganz so wie es der junge Sean Connery einstmals
in Liebesgrüße aus Moskau (1963) oder
auch Goldfinger (1964) verkörpert hat,
und entspricht so der literarischen Vorgabe von Ian Fleming. Neu allerdings sind
seine Gefühle, seine Unzulänglichkeiten, seine Zweifel, beeindruckend in Szene
gesetzt im Verhältnis zwischen ihm und Vesper Lind, seine „Controllerin“ in
Sachen Geld (hinreißend und glaubwürdig vertreten durch Eva Green), die nicht nur sehr schön, sondern auch ziemlich emanzipiert
daherkommt. Absolut untypisch für die 007-Serie.
Die Gemeinschaftsproduktion von Metro Goldwyn-Mayer,
Columbia Pictures, Eon-Productions und United
Pictures wurde 2006 in London gestartet und gehört seitdem zu den meist gesehenen
und erfolgreichsten Filmstreifen. So hat er die Produktionskosten von ca.150
Mill. Dollar bereits in wenigen Wochen um ein Vielfaches getoppt, wird seitdem
rund um den Globus gezeigt und von der internationale Presse nahezu einhellig
gelobt.
Der Erfolg in der Alten Oper war also quasi
vorprogrammiert. Dennoch bleibt die orchestrale Livemusik zu diesem Film immer
noch eine Ausnahme und bot insofern ein ganz spezielles und extraordinäres Ereignis.
Czech National Symphony Orchestra (Ltg.: Jessica Cottis) |
Eine szenengerechte Lifemusik für einen rasanten und sportlichen 007
Es ist eine emotionale, höchst einfühlsame und szenengerechte Musik, die der bekennende James Bond Fan, David Arnold (*1962), zu diesem knallharten, zuweilen an die Grenze des Erträglichen gehenden Thriller geschrieben hat.
Ein großes Orchester, mit zehnfach besetzten
Streichern, vierfach besetzten Bläsern und dreifach besetztem Schlagwerk erzeugte unter
seiner Partitur ein Klangfarbenspiel und spannungsgeladenes Gewitter von
bestechender Eindringlichkeit. Handlung und Musik bildeten eine dem Temperament
und der Stimmung angemessene, der brutalen Atmosphäre der Verfolgungsjagden und
extrem sportlichen Kampfsequenzen wie der Pokerspiele und Liebesbezeugungen der
beiden Hauptdarsteller verblüffend stimmige Komplementarität. Ein Spannungsmoment,
das der Musik über den begleitenden Effekt der Szenen hinaus eine tiefe psychologische
Verwobenheit mit der inneren Verfasstheit der Personen verlieh.
Angst, Wut, Action, Kampf oder auch Hingabe,
Liebesbezeugung und Vertrauen, alles das
wurde in expressive wie lyrisch und melodisch eingängige Musik gefasst.
Selbst der Titelsong: „You know my name“ von Chris Cornell (1974-2017) sollte nach Auffassung
von Arnold in „die Seele des neuen James Bond hereinschauen“, was allerdings wenig
gelungen ist, da der Song eher das Lyrische in der Vordergrund stellt, die aber
von Arnold beabsichtigte „es ist besser, man geht ihm aus dem Weg“-Seite fast schon sträflich vernachlässigt. Der Song wurde im Übrigen mit der Stimme
von Chris Cornell vom Band abgespielt, eher ein kleiner Wermuttropfen auf die
ansonsten großartige Wiedergabe des Czech
National Symphony Orchestra (CNSO) unter der, mit großer Musikalität und
körperlicher Dynamik ausgestatteten Dirigentin, Jessica Cottis. Sie führte mit traumhafter Sicherheit das
aufmerksame, film-, jazz- und musicalaffine Orchester durch den doch gut
zweieinhalbstündigen körperbetonten und draufgängerischen Agententhriller.
David Arnold, vielfach preisgekrönt, Komponist auch
von The Independence Day oder auch Stargate, hat bereits fünf 007-Streifen mit
seiner Musik bereichert. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass Monty Norman (*1928) bereits zum ersten
James Bond: 007 jagt Dr. No (1962)
die für alle weiteren Filme geltende Erkennungsmelodie schrieb. Arnold hat sie
natürlich in viele Szenen eingebaut. Höhepunkt dabei die Coda am Comer See: White (Jesper
Christensen), der Drahtzieher der Terrorbande, wird von Bond gestellt. Hier
fällt erstmals der Satz: „Mein Name ist Bond, James Bond.“ Dann schießt er
White ins Jenseits. Dazu die Norman-Melodie, von Arnold für großes Orchester
bearbeitet. Mit E-Gitarre sowie elektronisch verstärkten Streichern und Bläsern
bot er ein gewaltiges Showdown mit leider etwas schräger Gitarre, was aber gut
zur Person des Daniel Craig in seiner neuen Rolle als James Bond passte.
Daniel Craig als James Bond (Leinwand), Czech National Symphony Orchestra (Ltg.: Jessica Cottis) |
James Bond lebt, auch wenn, oder gerade weil er mit vielen alten, auch
liebgewordenen Zöpfen aufgeräumt hat. So kommt die Vorzimmerdame Miss Moneypenny
nicht mehr vor, wie auch die technischen
Spielereien von Q. Ebenso sind viele Rituale gestrichen, wie die obligatorischen „geschüttelt
nicht gerührt!“-Sequenzen. Stattdessen die genervte Antwort auf die
entsprechende Frage eines Barmixers: „Sehe ich aus, als ob mich das interessiert?“
Nur ein Beispiel von vielen für diesen, absolut lebendigen
James Bond, dem von Arnold eine passende Musik wie auf den Leib geschnitten
wurde.
Viel Beifall für den Film wie für die absolut
gelungene musikalische Live-Show.
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