TheOhOhOhs
in der Orangerie am Frankfurter Günthersburgpark, 18.11.2018
The OhOhOhs in Aktion (Foto: Treibsand) |
The OhOhOhs im neuen Gewande
Bestes Ambiente für einen „nächsten Schritt“. Im historischen Saal der Orangerie am Günthersburgpark in Frankfurt feierte das Duo Infernale, Florian Wäldele (Tasten und Synthesizer) und Florian Dreßler (Percussion), ihre Fusion zu TheOhOhOhs. Wieso das denn?- stellt sich die spontane Frage. Die Gruppe gibt es schon seit vielen Jahren und gehört doch seit gefühlten Ewigkeiten zur allgemeinen Kult- und Kulturszene. Richtig! Aber genauso richtig ist es, dass in Zukunft das Oh!chestra, die Variante der musikalischen Innovation mit all seinen Facetten zwischen Klassik, Moderne und zeitgenössischer Avantgarde in den alten, ursprünglichen Namen integriert wird.
Aber lassen wir die beiden doch selber sprechen: „Wir wollen kein Entweder – Oder
mehr! Klassische Musik, filigrane Percussion, treibende Elektrobeats und Synthesizerpatterns,
das alles sind wir … jetzt endlich finden wir den Mut, uns selbst weiterzudenken
und unsere Passionen zu vereinen.“
Und es war tatsächlich ein ganz neues Feeling in dem
unbestuhlten, gerammelt voll besetzten neugotischen und farbig beleuchteten Saal.
Ein sehr gemischtes Publikum. Man kam um zu hören und zu tanzen: Jung und Alt, mit
Kind und Kegel, sogar Hunde fehlten nicht. Die Stimmung war blendend bei
großzügig kredenztem Marillenschnaps (eine geschmackliche Wucht), Sekt und Snacks.
Höchst motiviert nahmen die beiden das
erwartungsvolle Publikum mit dem rockigen Einheizer Manocity gleich mit in die neue
musikalische Welt des Duos. Mit dem Presto
Agitato aus Beethovens Mondscheinsonate,
seit zwei Jahren einer der Hits aus ihrem reichhaltigen Repertoire, dem Pythagoreischen Dreieck, einer
rhythmisch versierten improvisatorischen Auseinandersetzung mit gebrochenen
Dreiklängen folgte ein neues Stück, Brutto,
sehr tänzerisch mit Anklängen an lateinamerikanische Rhythmen und spanischem
Flamenco. Hier wurden bereits die Tanzwilligen zu erste Ekstasen getrieben, was
dann, durch das viertönige Erkennungsmotiv der alten, noch der Techno-Szene
anhängenden OhOhOhs, vollends in
Tanzrage versetzt wurde. Die Stimmung brodelte, die Hunde bellten und die Kids
versuchten sich ungelenk am Rap.
Leider gab es ab jetzt keinen Weg mehr zurück. Die etwas
ruhigeren Peace District, Floating Schubert und eine wirklich
geistreiche und nachdenkliche Neukomposition zum Thema aus Schuberts Der Tod und das Mädchen, ein homophoner
Choral mit eingestreuten Impros und leichter Percussion, gingen leider im
Getümmel und lauten Gerede etwas unter. An dieser Stelle muss auch gesagt werden,
dass die Akustik miserabel, die Mischung und Aussteuerung der Instrumente weitgehend
misslungen und die Feinheiten der ansonsten hochdifferenzierten Stücke in einem
diffusen Klanggemisch weitgehend untergingen. Den Tänzern unter dem Publikum
war´s egal, den Genießern unter dem Publikum allerdings nicht. Die ersten von
ihnen verabschiedeten sich.
Fusion als Erfolgsrezept oder lediglich ein Back to the roots?
Ohne Pause ging es weiter. Mit einem weiteren Neuen Stück, noch ohne Namen, stark synkopiert mit Kalypso-Elementen, virtuosem Spiel mit Sextakkord-Folgen und solistischen Klangholzeinlagen des Perkussionisten. Einfach klasse.
Dann Partita Tech,
mittlerweile auch zu einem Hit avanciert, und der Wechsel zum Techno alter
Zeiten. Bekannte Motive aus Schallduese,
heftige und schnelle Beats, das ganze Klangpaket der TheOhOhOhs, das auch auf ihren Tanzpartys so abgeht. Die Tänzer
waren begeistert, die Halle brodelte und die beiden Akteure auf der Bühne gaben
alles, um die Stimmung von Höhepunkt zu Höhepunkt zu treiben. Allein vier Stücke aus diesem Genre folgten. Die zwei Stunden
Marke war schon weit überschritten und die Begeisterung kannte von den
Zurückgebliebenen (leider waren einige bereits auf dem Weg nachhause) keine
Grenzen. Erst nach drei Zugaben und nach gut zweieinhalb Stunden reiner
Spielzeit gab man auf und ließ die restlos erschöpften Musiker von der Bühne
abtreten.
Ob das neue Konzept wirklich erfolgreich sein wird,
muss sich noch erweisen. Die Veranstaltung in der Orangerie wird wohl kaum dafür
ein Maßstab sein können, da hier musikalisch eher die Tanzwilligen aber weniger
die Liebhaber dieser einzigartigen Gruppe auf ihre Kosten gekommen sind. Neben
den dazu kritisierten Gründen sei aber auch anzuraten, dem Publikum eine Pause
zu gönnen und nicht, wie geschehen, 15 Songs und Kompositionen plus drei
Zugaben an einem Stück abzuspulen. Außerdem macht es auch die Mischung: Die
Auswahlkriterien boten kaum Wechsel zwischen Spannung und Entspannung. Es war
eher ein Steigerungsritt bis zur völligen Ekstase.
Ein Parforceritt, der nur
etwas für eingefleischte Dauertänzer und Ausdauerhörer ist. Ein „back to the
roots“ im Sinne des Sich-Selbst-Weiterdenkens kann nur gelingen, wenn alle Interessierten
und Liebhaber dieser Formation mitgenommen werden. Hier gibt es noch Diskussionsbedarf,
den das Duo bei seiner musikalischen Qualität mit Sicherheit in den Griff
bekommen wird.
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