Liliom, Ballett von Tim Plegge nach dem
gleichnamigen Schauspiel von Ferenc Molnár, Aufführung am Staatstheater Wiesbaden,
19.04.2019
Sayaka Kado (Julie), Daniel Alwell (Liliom) Foto: Regina Brocke |
Gereifter und Intimer
Nach der gelungenen Uraufführung am 22. Februar im Staatstheater Darmstadt, wo es vom Publikum frenetisch gefeiert wurde (siehe meine Kritik vom 23.02.2019), ist Liliom seit dem 30. März an das Staatstheater Wiesbaden gewechselt und findet auch hier sein begeistertes Publikum.
Das Ballett
hat unbedingt an Reife gewonnen, die etwas kleinere Bühne des großen Hauses lässt
das Bühnenbild besser zur Wirkung kommen und das Handlungsgeschehen insgesamt intimer
erscheinen. Man fühlte sich als Zuschauer unmittelbar mitgenommen, wozu die
exzellente Lifemusik des Hessischen
Staatsorchesters Wiesbaden unter der Leitung von Albert Horne sowie die Pianistin Erika Le Roux einen nicht unerheblichen Beitrag leistete.
Bei der
ansonsten identischen Besetzung der Darmstädter Uraufführung (mit Ausnahme der genannten
musikalischen), kann man die Frage, ob ein Volksstück, ein Sozialdrama, wie Liliom eines ist, rein tänzerisch zur
Aufführung gebracht werden kann, beim sogenannten zweiten Hinsehen mit einem unbedingten
JA beantworten.
Vor allem dann,
wenn die einzelnen Charaktere in Bewegung und Mimik tiefenscharf analysiert und
klar erkennbar sind (Tim Plegge im Gespräch mit der Dramaturgin Karin Dietrich),
wozu der Stoff dieses über 100-Jahre alten Theaterstücks beste Voraussetzung
bietet. Nicht umsonst wurde Ferenc Molnárs Liliom
bereits wenige Jahre nach seiner Bühnenpremiere verfilmt (1919 unter Michael
Kertesz und 1934 unter Fritz Lang), später zum Musical adaptiert (1944/45 unter
Richard Rogers und Oscar Hammerstein) oder gar zum Libretto einer Oper
verwendet (2016 von Johanna Doderer).
Tim Plegge (Ballettdirektor) kommt das
Verdienst zu, dieses Handlungsdrama mit extrem differenzierten, ja zerrissenen Persönlichkeiten
in ein spannungsgeladenes Ballett verwandelt zu haben. Und das ohne Worte,
nur durch das Narrativ der Körper.
Das ist im
großartig gelungen und hat das Publikum auch in Wiesbaden restlos überzeugt. Vier
Vorhänge, lautes Bravo und stehende Ovationen waren hierfür der beste Beleg.
Nächste
Vorstellungen: 26.04. und 12.06.
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