Samstag, 20. Februar 2021

 

Das 34. Rheingau Musik Festival vom 26.06. bis zum 05.09.2021

Eine Programmvorschau, 1. Teil


Impressionen zum Rheingau Musik Festival (Foto: Herne Woodworks)


Das Motto des 34. Rheingau Musik Festivals 2021 lautet Ouvertüre und meint wohl den Wiedereinstieg in die neue Ära der Konzert- und Festival-Kultur – hygienegerecht und mit ausgeklügelten Verhaltens-Konzepten, um die „außergewöhnlichen Konzertmomente in gewohnter Hochkarätigkeit“ (Programm) anbieten zu können.

Nach mehr als 150 Absagen an über 3000 Mitwirkende im vergangenen Jahr hält der 34. Festivalsommer in diesem Jahr 200 Konzert bereit in der Hoffnung auf ihre Realisierung.

 

Dazu hat man sich Einiges einfallen lassen:

Alles für die Gesundheit

So entsteht auf Schloss Johannisberg ein Fürst-von-Metternich-Konzert-Kubus, der es ermöglichen soll, trotz einzuhaltender Abstände mit einer Schachfigurenaufteilung der Besucher nahezu so viele Menschen aufzunehmen wie im klassischen Fürst-Metternich-Konzertsaal. Gleiches versucht man mit dem Kloster Eberbach (der zweiten und sehr häufig benutzten Spielstätte in diesem Jahr), wo neben der nur zu 50 Prozent zu besetzenden Basilika und des Kreuzgangs zusätzlich im Klosterhof eine Open Air Spielstätte entstehen soll, wobei offenbleiben muss, inwieweit in den nächsten Monaten die Corona-Maßnahmen verschärft oder erleichtert werden.

Abgesehen vom Weingut Baron Knyphausen in Eltville werden alle anderen Weingüter in diesem Jahr wegen der nicht einzuhaltenden Hygienebestimmungen nicht berücksichtigt werden können. Dafür aber das Kurhaus Wiesbaden mit seinem herrlichen Friedrich-von-Thiersch-Saal, die Wiesbadener Stadtkirche und Lutherkirche, in Ingelheim das kiNG und las but not least das BRITA-Fußballstadion in Wiesbaden Wehen. Hier möchte man mit 600 Strandkörben nebst Kühlboxen für Snacks und Getränke bei insgesamt ca. 3000 anvisierten Besuchern erstmals wieder die Atmosphäre von Massen-Live-Veranstaltungen atmen lassen können und hat dazu unter anderem Jazz, Rock und Pop-Größen wie Till Brönner & Band (03.07.), Candy Dulfer & Band (24.07), Smokie (01.07.) und Max Griesinger & Band (15.07.) verpflichtet.

Die Konzertsäle, die wegen der Corona Einschränkungen nur zu 50 Prozent belegt werden dürfen, finden zumeist ein zweites Mal statt, in der Regel um 17.00 und 20.00 Uhr desselben Tages, ein Angebot, das zumindest alle Interessenten befriedigen, aber die Akteure stark belasten dürfte.

Das zu den gegenwärtigen äußeren Umständen, die im Festival-Programm nachzulesen sind, aber, wie gesagt, zu jeder Zeit geändert werden können.

 

Die Einladungen der Künstler, Ensembles und Orchester

Neben großen Sinfonieorchestern, allen voran das West-Eastern Divan Orchestra mit Daniel Barenboim (06.08. im Kurhaus Wiesbaden), dem hr-Sinfonieorchester unter Andrés Orozco-Estrada (letztmals vor seinem Wechsel zu den Wiener Symphonikern), das die beiden Auftaktkonzerte (16.06. Benefizkonzert, 27.06. Eröffnungskonzert jeweils in der Basilika des Klosters Eberbach) bestreitet, den Bamberger Sinfonikern unter Jakub Hrȗša, der Kammerphilharmonie Bremen unter Paavo Järvi (30.06. im Kurhaus Wiesbaden), um nur einige wenige zu nennen, müssen allen voran drei Interpreten genannt werden.

v. l.: Gvantsa und Katja Buniatishvili
(Foto: Gela Megrelidze)


Zunächst die georgisch-französische Pianistin Katja Buniatishvili, als Artist in Residence, die vier Konzerte (30.06., 09.07., 19.08., 03.09.) spielen wird, die koreanische Geigerin Bomsori Kim, die, bereits im vergangenen Jahr eingeladen, in diesem Sommer dafür acht Konzerte (10.07., 11.07., 25.07., 14.08 und 02.09.) mit Werken von Mozart (alle 4 Violinkonzerte), Tschaikowski, Mendelssohn Bartholdy und Johann Sebastian Bach anbieten wird. Als dritter der Runde wäre der Tenebrae Choir hervorzuheben. „A cappella Kunst vom Feinsten“ heißt es im Programm, und das wohl zu Recht. Unter der Leitung von Nigel Short treten sie am 13.08 im Kloster Eberbach, am 14.08 in der Lutherkirche Wiesbaden sowie am 10.12. im Kurhaus Wiesbaden auf. Ein Chor, der sich beim Singen bewegt, nur bei Kerzenschein auftritt und seinen lateinischen Namen von Schatten/Dunkelheit herleitet.

Bomsori Kim (Foto: Kyuntai Shin)


Aber damit nicht genug:

Unter Next Generation firmieren junge MusikerInnen an verschiedenen Instrumenten, die auf dem RMF ihr Debüt feiern dürfen. Insgesamt 13 Konzerte werden voraussichtlich Ihnen gewidmet, darunter Alexandra Dovgan (16.07., Konzert-Kubus) ein 14-jähriges Ausnahmetalent an den Klaviertasten, das unter den Fittichen von Grigory Sokolov (17.07. im Kurhaus) ohne Frage zu einer ganz Großen werden könnte.

Oder Fabian Müller (05.08., Konzert Kubus), ein „Ausnahmepianist ohne Starallüren“, wie es heißt, Lucienne Renaudin Vary, Trompete, und Ksenija Sidorova, Akkordeon, (08.08., Konzert-Kubus), die Astor Piazzolla, Manuel de Falla, Alberto Ginastera sowie Johann Sebastian Bach in ihrem Programm haben, und nicht zu vergessen die jungen Meister Pianisten der russischen Schule (08.08., Konzert-Kubus) sowie den Klassik Marathon (21.08., Konzert-Kubus) mit deutschem Musikernachwuchs.

 

Auch Jazz & more wird seinen Platz bekommen. Allein 16 Konzerte bzw. Sessions wird es an verschiedenen Orten geben. Darunter die genannten vier im BRITA Fußballstadion, auf Schloss Johannisberg im Konzert Kubus zwei (08.07. Astor Piazzolla Quintett, 29.07. Michael Wollny), eines im Kloster Eberbach, drei auf Schloss Vollrads, drei im Kurhaus Wiesbaden (14.07., Ute Lemper, 15.07., Pippo Pollina, 26.08., Gershwin Piano Quartett) sowie zwei im Hummelpark Hochheim und eines im kiNG-Ingelheim (14.08. mit Axel Schlösser & hr-Bigband).

 

Tenebrae Choir (Foto: Sim Canetti-Clarke)


Die von mir bevorzugten Veranstaltungen:

Astor Piazzolla würde in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiern. Sein Tango Nuevo aus den 1950er Jahren bewegt auch heute noch die Herzen. Vier Konzerte bietet das RMF. Das bereits genannte mit dem Astor Piazzolla Quintett (08.07.), ein unbedingtes Muss für alle Tango Kenner und Liebhaber, denn dieses argentinische Quintett lässt im wahrsten Sinne das Vermächtnis des Meisters weiterleben. Es ist das einzige von der Witwe, Laura Escalada Piazzolla, autorisierte Ensemble, das Zugriff auf den reichhaltigen Nachlass des Altmeisters hat.

Verbindende Rhythmen gibt es am 17.07. in der Basilika des Klosters Eberbach mit Simone Rubino (Perkussion) und dem Ensemble La Chimera unter Eduardo Egüez. Am 07.08. spielen dann im Kreuzgang des Kloster Eberbach Aydar Gaynullin, Bajan, Artyom Dervoed, Gitarre, und Sergey Shamov, Cajon, mit dem Heilbonner Kammerorchester eine „feurige Milonga“, und am 08.08. kleiden im Johannisberger Konzert-Kubus Lucienne Renaudin Vary an der Trompete und Ksenija Sidorova am Akkordeon Piazzollas Musik in ein „erfrischendes Klanggewand“.

 

Unter dem Signum Spot on Mozart treten neben der Violinistin Bomsori Kim noch Hélène Grimaud (Klavier) mit der Camerata Salzburg (09.07., Kurhaus Wiesbaden), The Philharmonix mit „Rock me Amadeus“ (10.07. Kurhaus Wiesbaden), Uwaga! mit Mozart goes Balkan Groove (11.07, Weingut Baron Knyphausen) und Corinna Harfouch (Rezitation) mit Hideyo Harada (Klavier) unter dem Label „Eros, Weisheit, Unvernunft“ (11.07., Konzert-Kubus) auf.

 

Unbedingt zu beachten sind Gabriela Montero (sie war als Artist in Residence für 2020 vorgesehen), die am 01.07. ein Klavierrezital im Metternicher Konzert Kubus gibt. Dazu gehört auch Elisabeth Leonskaja, die am 22.07., ebenfalls im Konzert-Kubus, übrigens als einzige Interpretin ein reines Beethoven-Rezital (Jahr eins nach seinem 250. Geburtstag) vorstellt.

Empfehlenswert dürften die Klavierrezitale von Jan Lisiecki (28.07., Kurhaus Wiesbaden), Mariam Batsashvili mit den Bachs Goldberg Variationen (30.07., Kloster Eberbach), und Beatrice Rana (01.08., Konzert-Kubus) sein.

 Drei Solo-Gesangsabende:

Christian Gerhaher, Bariton, bietet einen Schubert-Abend mit seinem Klavierbegleiter Gerold Huber (23.07., Konzert-Kubus), die Sopranistin Anna Prohaska mit dem La Folia Barockorchester (25.07., Basilika der Klosters Eberbach) sowie die Sopranistin Elsa Dreisig mit dem Kammerorchester Basel unter Louis Langrée, die sich für Mozarts starke Frauen einstimmt (01.07., Kurhaus Wiesbaden)

 

Havana Lyceums Orchestra (Foto: Monika Rittershaus)

Kuba im Rheingau:

Kubanische Rhythmen werden in diesem Jahr vom 03. zum bis 06.08. den Rheingau aufmischen. Mit Danzas Cubanas stellen sich die Mitglieder des Havana Lyceums Orchestra erstmals bei ihren Förderern und Gönnern im Rheingau vor (Cuban Youth Academy) und lassen es krachen.

Am 03.08 im Kreuzgang des Klosters Eberbach, am 04.08. im Kurhaus Wiesbaden mit Mozart y Mambo, am 05.08. mit einem Vokalsextett mit Salza in der Kehle und am 06.08. mit Waldhorn auf Kubanisch. Sarah Willis präsentiert im Konzert-Kubus Werke zwischen Mozart und Isolina Carillo. Eine bewegte und bewegende Freude in diesen düsteren Zeiten, hofft man. Deshalb alle hin.

 

Weitere Höhepunkte:

Es wären noch so viele großartige Künstler zu nennen: Sol Gabetta, Christian Tetzlaff, Lars Vogt, Daniel Hope etc. Auch sie sind wichtige musikalische Botschafter in diesen Tagen und Wochen.

Den Abschluss der 70 Tage des 34. RMF gestalten am 05.09. im Eberbacher Kloster-Hof María Dueñas, Violine, Pablo Sáinz-Villegas, Gitarre, die Deutsche Radio Philharmonie mit Pietari Inkinen. Eine Last Night of the Festival (ganz im Sinne und Stile der Last Nicht of the proms?) mit spanischem Temperament. 


v. l.: Marsilius Graf von Ingelheim, Michael Herrmann (Foto: Tanja Nitzke)

Möge die Ouvertüre gelingen. Man wünscht es von Herzen dem RMF-Team unter Michael Herrmann und Marsilius Graf von Ingelheim.


Das Pressevideo vom RMF ist unter dieser Adresse abrufbar: https://www.rheingau-musik-festival.de abrufbar




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