36. Rheingau Musik Festival vom 24.06. bis zum 02.09.2023
Ndlovu Youth Choir, Kurpark Wiesbaden, 08.07.2023
Ndlovu Youth Choir (Foto: Ansgar Klostermann)
Unverbrauchte Stimmen und Freude pur
Heißes Pflaster,
sommerliche Temperaturen, tolle Stimmung – ein brodelnder Kurpark und alles das
durch die Stimmen Afrikas, den Ndlovu Youth Choir aus dem
ländlichen Limpopo in der Nähe von Kapstadt: Zwölf Allround-Künstler mit
aufreizender Performance, unverbrauchten Stimmen und vor allem Freude, Freude
und nochmals Freude an ihrem Metier. Sie sind kaum zu bändigen. Selbst ihr musikalischer
Leiter am Keyboard, der deutschstämmige Ralf Jürgen Schmitt, muss all
seine Routine zur Geltung bringen, um diese ausgelassene Rasselbande im Griff zu
halten. Spaß beiseite.
Die bunten Farben Afrikas
Was die 12 Akteure auf die Bühne des vollbesetzten Kurparks an Unterhaltung und Inspiration zauberten, sucht seinesgleichen. Bunt, in den Farben Afrikas, in typisch afrikanischen Rhythmen und frischer, energetischer Ausstrahlung, zogen sie das Publikum sofort in ihren Bann, sprachen zu den Menschen durch ihre performerische und gesangliche Ausstrahlung, unverbraucht, frisch, jugendlich, unverdorben. Dazu ihr Leiter und offensichtlich auch Motivator Ralf Schmitt, der es als Entertainer und Conférencier verstand, das Publikum durch geschicktes Handling mitzureißen und sogar in den wilden Tanz auf der Bühne zu integrieren.
Ndlovu Youth Choir (Foto: Ansgar Klostermann)
Vom Sozialprogramm zum Grammy
Dazu muss man
wissen, dass dieses Ensemble aus insgesamt 30 Teenagern zwischen 18 und 24
Jahren, 2009 gegründet im Rahmen eines Kinderbetreuungs- und Gemeinschaftsprogramms,
eigentlich gedacht war als Chancengeber für benachteiligte Jugendliche aus
sozialen Randgruppen, sich aber sehr schnell zu einem exzellenten Chor mauserte,
der 10 Jahre später zu einem ersten Grammy reichte und das ausgerechnet mit der
Zulu-Version von Ed Sheerans Hit Shape of You von 2017 – Natürlich auch an
diesem Kurpark-Abend Teil des Programms. Dann folgen in kurzer Reihenfolg drei Studio-Alben,
Afrika 2019, Rise 2020 und Grateful 2022, mit denen dieser
Chor Weltberühmtheit erlangt hat und heute zu den besten Produktionen dieses
Genres gehören.
Großes Repertoire und ein Conférencier als Motor
Mehr als 20 Songs innerhalb von gut zweieinhalb Stunden zeigten das Riesen-Repertoire dieser jugendlichen Hammertruppe. Songs aus dem Soul-, Rock- und Pop-Bereich, aber auch traditionelle Folksongs aus ihrer Heimat. Darunter Higher and Higher, ein Hit von Jackie Wilson aus den 2010er Jahren, aus dem Musical der König der Löwen Mbube von Lion King. Großartig der American Dream von Don McLean. Dazwischen eine Eigenkomposition von Ralf Schmitt, der aufputschend das Publikum mitriss, indem er es singen, klatschen und tanzen ließ. Gekonnt und charmant.
Ndlovu Youth Choir (Foto: Ansgar Klostermann)
„Enjoy your live“
Großen Beifall erhielten die Arrangements Enjoy your live von Marina, ein Hit aus den 1970ern und natürlich, wie könnte es anders sein, Respekt, von Aretha Franklin von 1967. Soul pur. Die Sängerinnen lagen stimmlich zwischen Alt und Mezzo, fielen aber vor allem durch ihre Natürlichkeit und Frische auf. Solisten und Chor waren eine Einheit. Vor allem die männlichen Teilnehmer gaben den Background, unterstützt vom Drummer – er stammt aus der Republik Kongo – und dem E-Bass-Gitarristen, ein Urgestein der Truppe. Selbstverständlich wurden alle namentlich vorgestellt und bekamen ihren Beifall. Aber die Namen zu merken, war aus der Sicht des Schreibers ein Ding der Unmöglichkeit. Man möge mir verzeihen, aber jeder einzelne hätte es verdient, hervorgehoben zu werden.
Ndlovu Youth Choir (Foto: Ansgar Klostermann)
Zwischen Kasatschok und Soul
Der zweite Teil
begann mit einem Kasatschok der sechs Jugendlichen, der sichtlich Spaß machte,
zwar, na ja aus dem Rahmen fiel, aber nur einmal mehr die Freude an der
Bewegung dieser Truppe zum Ausdruck brachte. Die Don Kosaken hätten es wahrlich
nicht besser gekonnt.
Mit neuen,
schwarz-weiß gehaltenen Kostümen im afrikanischen Schnitt gab es einen
Zulu-Song Waka Waka, den Shakira auf der Eröffnung der Fußball Weltmeisterschaft
2010 in Südafrika zu einem Hit werden ließ. Von Bobby McFerrin folgte Don´t worry
be Happy und von Elvis Presley Can´t Help – Falling in Love von
1961, den die Alt-Sängerin des Ensembles hinreißend interpretierte.
Der Zulu-Song Shosholoza stammt aus Zimbabwe und ist dort einer der bekanntesten Lieder. Hier zeigte sich die ganze Faszination, die dieses Zwölfer-Paket ausstrahlt. Sukzessive wurde das Publikum in das Bühnengeschehen einbezogen. Mit Gesangseinlagen in polyrhythmischen Folgen (großes Lob an die Menge) verlagerte sich die Begeisterung zunehmend in den Kurpark.
Ndlovu Youth Choir (Foto: Ansgar Klostermann) |
Ein restlos aufgewühltes Publikum
Mit Don´t
kill me von Goshi aus dem Jahre 1984 und Arrangements aus der Soul-Welt
der 1980er Jahre zwischen Otis Redding, James Brown und Steve Wonder, sogar ein
Amerikaner in Paris von Georg Gershwin war herauszuhören, verabschiedete
sich der Ndlovu Youth Choir vom restlos aufgewühlten Wiesbadener
Publikum. Man wollte diese Stimmungsmacher gar nicht gehen lassen. Es gab viele
Gespräche und am liebsten, so schien es zumindest, hätten viele Mamas und Papas
die jungen Leute gleich mit nach Hause genommen. Nein. Es war ein wunderbarer Abend
mit einem afrikanischen Sound, der die Fröhlichkeit und den Optimismus dieses
Kontinents durch die Adern der doch ansonsten recht distanzierten Wiesbadener
und Rhein Main´ler fließen ließ und ein Klima der Freude und Ausgelassenheit
verbreitete.
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