Nils Landgren „Christmas with my Friends“, Kurhaus Wiesbaden, 13.12. (eine Veranstaltung von PRO ARTE Frankfurt)
Nils Landgren (Foto: Ansgar Klostermann) |
Ein
Oktett der ganz eigenen Klasse
Nils
Landgren ist nicht nur ein außergewöhnlicher Jazz Posaunist, sondern auch ein
Entertainer par excellence. So hatte er vor 17 Jahren die Idee, seine musikalischen
Freunde in der Weihnachtszeit einzuladen, gemeinsam mit ihnen durch die Hallen,
Kirchen und Konzertsäle in Schweden und Deutschland zu ziehen und sich und das geneigte
Publikum auf das Weihnachtsfest einzustimmen. Alle zwei Jahre entstand so eine
neue Weihnachts-LP und der Erfolg gab ihm recht. Mittlerweile liegt die achte
Ausgabe auf dem Gabentisch (Oktober 2023) mit eigenen und bekannten
Weihnachtsliedern, gespielt und arrangiert von einem Oktett der ganz eigenen Klasse.
Ein
farbiges Programm
Darunter sind
keine geringeren als Jonas Knutsson an den Saxophonen (Tenor und Alt und
Sopran), Johan Norberg an der Gitarre, Clas Lassbo (neues
Mitglied) am Kontrabass, Ida Sand am Klavier und drei Sängerinnen, Sharon
Dyall (Alt), Jessica Pilnäs (Mezzo) sowie Jeanette Köhn
(Sopran).
Viel Farbe begleitete das ausgedehnte, aber sehr ausgewogene Programm dieses Oktetts. Nicht von ungefähr ist die Farbe der aktuellen LP orange. Warum? Weil die Mutter Landgrens zum Weihnachtsfest immer frische Orangen mitbrachte, was ihm noch bestens in Erinnerung geblieben sei. Farbig war die Bühne des vollbesetzten Kurhauses, farbig die Musik und farbig auch die Songtexte. Man denke nur an das grüne Oh Tannenbaum, oder an das goldene in dulce jubilo. Aber dazu später.
v. l.: Ida Sand, Jeanette Köhn, Clas Lassbo (verdeckt), Jessica Pilnäs, Sharon Dyall, Johan Norberg, Nils Landgren, Jonas Knutsson (Foto: Ansgar Klostermann) |
Ein
bestens harmonierendes Gesangstrio
Gleich zu Anfang
stimmte die gesamte Gruppe mit dem wunderbaren Blue Christmas von Bill
Hayes & Jay Jonson ein. Ein Song, den bereits Elvis Presley berühmt gemacht
hat. Nach der Vorstellung der buntigen Bühnenakteure, Lindgren ist ein Meister
der Moderation, brillierte er gleich mit einem Gesangsolo, hell und leicht, bei
bester musikalischer Begleitung seiner Crew. Es folgten Schlag auf Schlag kurze
Songs von Sharon Dyall in blutrotem Outfit, It´s a most wonderful
time, in bluesigem Groove, mit tiefer kraftvoller Stimme, dann die
Mezzosopranistin Jessica Pilnäs in einer Silber glitzernden schwarzen
Robe, die Santa Baby (von Joan Javis, Phil & Tony Springer) mit strahlender
Ausdruckskraft vortrug, gefolgt von der Sopranistin Jeanette Köhn mit
einem choralähnlichen schwedischen Kirchenlied, homophon von den Instrumentalisten
begleitet, von einer herausragenden Stimmgewalt. Bis dahin eines der besten
Nummern dieses Abends.
Blau, wie der echte Blues
Ida Sand am Klavier bot dann einen klassischen
Blues an. I had a Blue Christmas with you sang sie in eigener Begleitung,
in durchdringend geschärfter Altstimme, dabei einfühlsam von Tenorsaxophon,
Posaune, Gitarre und Kontrabass unterfüttert. Der Saal verwandelte sich dabei
in ein herrliches Blues-Blau.
Nils Lindgren, der sich angenehm zurücknahm, denn er ist der Namensgeber und Erfolgsgarant dieses Formats, glänzte durch wunderschöne Balladen, seinen Dreaming Song Your dreams gone true, und kurze wohltuende Moderationen. Das Gesangsdamenquartett trat wenige Male, aber dann mit bester stimmlicher Ausgewogenheit ins Rampenlicht. So bei Sharon Dyalls Songwriting Ein süßes Leckerle (so nannte sie das Lied) und als Höhepunkt bei Tochter Zion. Gerade bei den klassischen Weihnachtschorälen stach in besonderer Weise Jeanette Köhn heraus. Ihr Sopran war absolut opernreif und dennoch leicht von jazzigem Smooth durchdrungen.
v. l.: Ida Sand, Jeanette Köhn, Clas Lassbo, Jessica Pilnäs, Sharon Dyall, Johan Norberg, Nils Landgren, Jonas Knutsson (Foto: H.boscaiolo) |
„Imagine“ ist die Message
Dramaturgisch
zugespitzt endeten die insgesamt 20 Nummern – darunter auch so bekanntes wie Soon
after Christmas, Julganglat (ein 100 Jahre altes schwedisches
Weihnachtslied) oder It´s the most wonderful time of the Year – mit Imagine
there´s no Heaven (bekannter Song der Beatles), hier im Duo Nils Lindgren
und Johan Norberg vorgetragen. Eine Art Message an das Publikum: Livin´
live in Peace, in verrückten Zeiten, in der sich Welt momentan befindet. Und
natürlich durfte auch Stille Nacht Heilige Nacht nicht fehlen. In drei
Sprachen von allen Teilnehmern des Oktetts gesungen und schließlich auch vom
Publikum. Und das gar nicht so schlecht.
Was soll man
sagen? Es war ein besinnlicher, friedvoller Abend unter Freunden und so gar
nicht von jazziger Aufmüpfigkeit nachdenklichen Improvisationen. Eher einer des
Vergessens, einer, der die schlechten Realitäten vor den Toren des Kurhauses zurückließ.
Absolut nachvollziehbar und dennoch ein wenig arg süß. Dafür aber von
ausgesprochener Professionalität, Farbigkeit und bester Ausgewogenheit. Frohe
Weihnachten.
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