37. Rheingau Musik Festival vom 22.06 bis zum 07.09.2024
„The Purple Jam“ – A Tribute to Prince mit Candy Dulfer (Saxophone) und Band, Kurpark Wiesbaden, 20.07.2024
Candy Dulfer mit Band (Foto: Ansgar Klostermann) |
Ein Künstler, der polarisierte
Entweder man liebte ihn abgöttisch oder man hasste ihn bis aufs Blut. Prince (1958-2016) war zeitlebens eine schillernde bis umstrittene Figur in der Musikszene. Erst nach seinem viel zu frühen Tode überschlugen sich die Lobeshymnen auf ihn und sein Werk. So schrieb beispielsweise Bono von U2: „Ich traf nie Mozart, Duke Ellington oder Charlie Parker. Ich traf nie Elvis, aber ich traf Prince.“ Madonna schrieb auf Instagram, Prince habe die Welt verändert und sei ein wahrer Visionär gewesen und last but not least schrieb sein einstmals größter Kritiker Bruce Springsteen: „Ich fühlte eine große Verwandtschaft mit Prince … er ist einer der größten Show-Leute, die es gibt,“ und Mick Jagger, ebenfalls ein ehemaliger Kritiker von Prince, meinte sogar: „Prince war ein revolutionärer Künstler sowie ein wunderbarer Musiker und Komponist. Seine Texte waren originell und er war ein exzellenter Gitarrist. Sein Talent war unerschöpflich. Er gehörte zu den herausragendsten Künstlern der letzten 30 Jahre.“ Genug des höchsten Lobes.
Candy Dulfer mit Band, rechts: Konterfei von Prince mit Kerzen (Foto: H.boscaiolo) |
Purple Jam – Queen Elizabeth II.
Ein bescheidenes Konterfei von Prince stand am rechten Rand der Kur Bühne Wiesbaden mit drei Kerzen geziert. Angemessen. Denn der eigentliche Star des Events sollte und wollte der Focus-Gast des diesjährigen RMF, Candy Dulfer (*1969), sein. Ihre Karriere als Saxophonistin begann tatsächlich als Begleitmusikerin von Prince, Ende der 1980er Jahre, dem sie, eigenen Aussage zufolge, viel zu verdanken habe.
Candy Dulfer mit Band (Foto: Ansgar Klostermann) |
Ihr zweites Konzert (von insgesamt drei) im Rahmen des Rheingau Musik Festivals (RMF) sei ihr erstes in Memorial für den legendären Prince. Zusammen mit vier weiteren Künstlern, Sängern und Musikern, die lange Jahre Prince musikalisch und persönlich begleitet haben, könne man dieses Purple Jam als europäische Premiere bezeichnen, die das Wiesbadener Publikum erleben dürfte.
Warum Purple Jam? Tatsächlich geht das auf ein Missverständnis zurück, das aber weltweit für Aufsehen sorgte. Denn Prince starb am 90. Geburtstag der Queen Elizabeth II., der 21.04.2016, weswegen wichtige öffentliche Gebäude wie auch die Niagarafälle lilafarben, die Farbe der Royals, angestrahlt wurden. Fälschlicherweise sprachen etliche Medien davon, das sei zu Ehren des Musikers geschehen. Als Prince Tod dann am allgemein bekannt wurde, einigte man sich allerdings spontan darauf, zumindest die lilafarbenen Niagarafälle in die Ehren des Verstorbenen mit einzubeziehen.
Candy Dulfer mit Band, li.: St. Paul Peterson, re. neben Dulfer: Ida Nielsen, daneben: Shelby J., im Schatten: Eddie M. (Foto: Ansgar Klostermann) |
Let´s go crazy
Das über zweistündige Spektakel begann gleich mit einem „Beginmedley“, bekannte Songs von Prince, darunter Let´s go crazy und Take me with u.
Candy Dulfer und ihre Band von sieben (im Programm fehlt der Trompeter Randell Heye) Sängern und Instrumentalisten, heizten das Publikum gleich mit ihrem funkigen Rock ein, dass die Fetzen flogen. Der vollbesetzte Kurpark brodelte in der Abendschwüle der langsam untergehenden Sonne.
Kurze Begrüßung der sehr sympathischen und gut aufgelegten Saxophonistin, die noch einmal von der Familienatmosphäre mit Prince schwärmt und verspricht, dass dieser Abend allein dem außergewöhnlichen Musiker, Komponisten und genialen Sänger gehört.
Viel Prince bei den Sängern
Ein weiteres Medley mit drei Songs, sehr rockig und mit ein wenig Hip-Hop geschmückt, soll den Sommer und die Sonne beschwören, Play in the Sunshine oder My Summertime Thang lassen die ersten Zuhörer von den Stühlen erheben und mittanzen. Die Stimmung wächst, zumal die Stimme von Camilo Rodriguez doch sehr an die von Prince erinnert. Auch Candy Dulfer glänzt bereits durch virtuose und kluge Soloeinlagen.
Ein wenig Lyrik und Gedankenschwere tritt dann mit Strange Relationship und Most beautiful Girl ein. Hier wiederum macht der zweite Sänger der Band, Ivan Peroti, auf sich aufmerksam. Auch er eine geniale Prince-Doublette mit angenehm warmen Timbre.
Eddie M. (Saxophon) und Candy Dulfer mit Band (Foto: H.boscaiolo) |
Vier Ausnahmekünstler der Family
Das Event bietet an diesem Abend insgesamt sechzehn Nummern mit sage und schreibe 34 Songs. Wer denkt, das sei überfrachtet und zu dick aufgetragen, der irrt. Denn das Programm bot zugleich vier Ausnahmekünstler, die allesamt zur Familie von Prince gehörten und höchst unterschiedliche Qualitäten mitbrachten.
Darunter Eddy M. (*1979), ein US-amerikanischer Saxophonist, der lange Jahre mit Prince tourte. Sein Stil erinnerte ein wenig an den Jazz von Lionel Richie, Marvin Gaye oder auch Herbie Hancock. Das Duett mit Candy Dulfer, Slow Love, war eine Blues getränkte Liebeserklärung. An wen wohl?
Dann Ida Nielson (*1975), eine E-Bassistin mit irischem Flair und frecher, burschikoser Stimme. Mit We came to get funky ließ sie den Kurpark regelrecht erzittern. Selbst die Vögel blieben stumm vor Erstaunen. Ida Nielson gehörte erst spät der Prince Familie an. Bis zu Prince´s Tod war sie dabei und entwickelte sich unter seinem Schirm zu einer der besten Bassistinnen der Szene.
v. l.: St. Paul Peterson (Gesang), Candy Dulfer mit Band, Ida Nielsen (B-Gitarre), Shelby J. (Foto: H.boscaiolo) |
Candy Dulfer gestaltete mit zwei Songs aus dem Repertoire von Prince, Musicology und Adore, den Mittelteil des Konzert. Ein wunderbares Intermezzo mit den beiden Sängern und Soloeinlagen des Drummers Kick Woundstra und des Gitarristen Ulco Bed.
Mit St. Paul Peterson (*1964) folgte ein weiterer Star der Family Prince. Von Anfang an dabei avancierte er als Keyboarder und später erst wechselte er zum Gesang und dem E-Bass. Sein musikalischer Beitrag war umfangreich, denn seine Leidenschaft für Prince schien keine Grenzen zu kennen. Mit Mutny und Nothing compares 2 u, mischte er das enthusiasmierte Publikum noch einmal in höhere Höhen auf, und verstand es very britisch (eigentlich ist er Amerikaner), mit Witz und Selbstironie, gemeinsam mit Dulfer, auf eigene Art zu begeistern. Jetzt erschien die letzte der vier.
Candy Dulfer mit Band, re. mit erhobenem Arm: St. Paul Peterson (Foto: Ansgar Klostermann) |
Ein Mix aus Gospel, R&B, Funk und Soul
Es war Shelby J. (*1972), eine US-amerikanische Sängerin und Songwriterin, die von Prince mit dem legendären Song Chelsea Rogers Mitte der 1990er vorgestellt und der Musikszene weltweit bekannt gemacht wurde. Sie habe, so Shelby J. Ihren Ruhm vor allem Prince zu verdanken.
Ihre Songs, ein Mix aus Gospel, R&B, Funk und Soul, gepaart mit ihrer schrillen Erscheinung und außergewöhnlichen Energie, die sie auf die Bühne zaubert, schaffte noch einmal eine Stimmung der Sonderklasse beim doch sonst so konservativen Wiesbadener Festival Publikum. Mit Party up, versetzte sie den Park in fröhlich-lachende Schwingungen und leitete damit auch das Finale des Premieren Events ein.
Mit einem Medley von acht Songs des genialen Meisters, darunter Beautiful Night, Kiss, Sexy Motherfucker und Baby I´m a Star, verabschiedeten sich die jetzt 12 Akteure auf der Bühne und ließen noch einmal ein Feuerwerk der Extraklasse abbrennen.
Candy Dulfer mit Band und den vier Solisten, lilafarbenes Schlussbild (Foto: H.boscaiolo) |
Tribute to Prince - Parnass
Nur fröhliche Gesichter, nur Lachen und herzliches Miteinander. So etwas hat man schon lange nicht mehr erlebt im doch mittlerweile so düster-stimmigen Deutschland. Wetter, Stimmung und Musik, alles Bestens, wenn es passt, und das tat es. Candy Dulfer: „Die Menschen brauchen Musik. Punkt.“ Mit Blick und erhobenen Armen zum Himmel des Parnass wurde der Tribute to Prince zum fühlbaren RMF-Mythos des Sommers 2024.
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