MoZuluArt, Vokalmusik aus dem südöstlichen Afrika, Alte Oper Frankfurt, 21.02.2025
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MoZuluArt: v. l.: Blessings, Roland Guggenbichler, Ramadu, Vusa Foto: gallery _mozuluart |
MoZuluArt ist aus dem Gesangstrio Insingizi hervorgegangen und im Jahre 2004, am 10. Jahrestag des Endes der Apartheid in Südafrika in Wien, gegründet worden.
Das Trio Insingizi, bestehend aus Vusa Mkaya Ndolovu, Dumisani Ramadu Moyo und Blessing Zibusioso „Nqo“ Nkomo, drei Männer aus Zimbabwe, ist im Jahre 1997 nach Graz übergesiedelt, man könnte auch von Flucht sprechen, wo sie auf den Pianisten Roland Guggenbichler stießen, der sofort die Talente der drei erkannte, den Projektnamen MoZuluArt erfand, und last but not least, unter der Verbindung von der ersten Wiener Klassik und afrikanischen Imbube- und Isicathamya-Musikstilen, gemeinsam mit dem Trio, eine Symbiose zwischen Mozart, Salieri, Haydn sowie Chimurenga, Amandebele oder auch Igqiha herzustellen verstand.
Ganz nach dem Motto: „Gemeinsamkeit“, oder wie das Quartett meint: „Bei MoZuluArt dürfen sich die musikalischen Welten küssen und ineinandergleiten.“
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Roben Mlauzi (Foto: Pavla Kindernayová) |
Viel Gospels und Spirituals
Der Erfolg spricht für sich. Drei Alben (darunter: Zulu Music meets Mozart von 2010), internationale Auftritte, Einladungen auf den Salzburger Mozartfesten und gemeinsames Singen mit dem Startenor Rolando Villazón.
In den gut besetzten Mozart Saal der Alten Oper, übrigens ihr Debütauftritt, hatten sie 13 Songs, vorwiegend Arrangements und Bearbeitungen mitgebracht. Auch musste aus unbekannten Gründen Ramadu Moyo durch Roben Mlauzi ersetzt werden, was aber der Qualität des Quartetts keinerlei Nachteile einbrachte. Roben, mit einem warmen Bariton beschenkt, bediente zudem noch eine Djembe, eine afrikanische Trommel, während der Bassbariton, Blessings noch die Rassel und eine Pfeife einsetzte.
Die Songs sind vorwiegend den Spirituals und Gospels entlehnt, ein Überbleibsel aus der englisch amerikanischen Missionierung des Landes im frühen 20. Jahrhundert, und erzählen lange Geschichten mit endlosen Refrains aus dem täglichen Leben, oder nehmen Stellung zu politischen und gesellschaftlichen Ereignissen unter dem Stichwort Chimurenga (übersetzt: Kampf). Hier ragten Thula Sizwe ("Verlier die Hoffnung nicht") oder Inzima L´endela ("Der strenge Weg") heraus.
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MoZuluArt: v. l.: Roland Guggenbichler, Vusa, Roben, Blessings Foto: H.boscaiolo |
Ein gutes Geschäftsmodell
Aber auch die Verbindungen zur ersten Wiener Klassik wurden in vier der Lieder hergestellt. Dazu gehörten Bheka Kimi, eine Gesangadaption aus Mozarts D-Dur Klavierrondo, ein a-cappella Chimurenga Song, basierend auf Josef Haydns Menuett F-Dur (allerdings im Vierer Takt), Nomalanga, ein Liebeslied an eine Frau namens Nomalanga, auf Grundlage von Antonio Salieris Klavierkonzert C-Dur und als Höhe- und Schlusspunkt Phakath, eine Zulu Übersetzung aus Mozarts Zauberflöte: „In diesen heil´gen Hallen“, die Arie des Sarastro. Viel Lärm um nichts, möchte man meinen, aber dafür ein sehr gutes crossover Geschäftsmodell.
Ein umwerfender Swing
Vusa, der Tenor und Leiter des Trios, machte zwischendurch Ansagen, erläuterte einzelne Songs, sprach von ihrer Herkunft, den 16 Sprachen seines Heimatlandes, in dem das Englische zur Staatssprache geworden sei; machte vor allem gut Stimmung „Geht´s Euch gut?“ und forderte zum Tanz auf, dem zunächst wenige, dann immer mehr folgten.
Ab dem achten Song Blue River, war das Eis endgültig gebrochen. Ein Arrangement von Roland Guggenbichler und dem sich unendliche Male wiederholenden Text : Oh River, carry me home …, sang und tanzte nahezu der gesamte Saal.
Auch auf der Bühne wurde es heiß, die drei Sänger entledigten sich ihrer Jacken, verstanden es prächtig, Rhythmen und Tanzschritte vorzugeben, und überhaupt, ihr Swing war einfach umwerfend bis akrobatisch.
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MoZuluArt: v. l.: Roland Guggenbichler, Vusa, Roben, Blessings Foto: H.boscaiolo |
Es hat geklickt
Höhepunkt des Abends, wenn überhaupt davon gesprochen werden kann, war der Song Igqiha.
Vusa erinnerte an die Sprachvielfalt von Zimbabwe, an die Xhosa Sprache, deren Charakteristikum Klicklaute seien, und ließ das enthusiasmierte Publikum Igqiha l´enchela oququqacelo (die beiden letzten Worte nach Höreindruck) nachsprechen und nachsingen.
Ein Spaß, den Vusa mit Zungenbrechern auch in der deutschen Sprache verglich (Fischers Fritz fischt frische Fische). Der Song ließ den Saal toben und die Stimmung noch einmal auf ungeahnte Spitzen treiben, sodass das finale Arrangement, die bereits genannte Sarastro Arie fast im allgemeinen Getümmel unterging. Sie ist kaum zu erkennen, zumal Blessings, eher ein Bassbariton, die Tiefen Sarastros nicht erreichen kann. Aber egal. Auch hier ein musikalisches Arrangement von Roland Guggenbichler und eine textliche Bearbeitung von dem nicht anwesenden Ramadu, der übrigens für die meisten Texte verantwortlich zeichnet.
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MoZuluArt: v. l.: Roland Guggenbichler, Vusa, Roben, Blessings Foto: H.boscaiolo |
Happening mit Faschingsflair
Vusa fragte in rhetorischer Manier, mit verschmitztem Lächeln auf dem Gesicht, das Publikum, warum viele so lange, bewegungslos auf den Stühlen sitzen könnten. Er habe bisher zwei Antworten bekommen: Die eine lautet: Wir toben innerlich (sehr schön und viele Lacher), die andere: Ergebnis eines langen Trainings (das Juchzen will kein Ende nehmen).
Die Zugabe nach gut 90 Minuten, brachte den Saal noch einmal ins Brodeln. Ein vermutlicher Kindersong mit dem leicht erlernbaren Text Suma apape Suma, Yo Yo Yo apape Suma, wurde zum idealen Rausschmeißer.
Alle sangen und tanzten, als ob´s die letzte Gelegenheit wäre. Nur lachende Gesichter. Ein Happening mit Faschingsflair.
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