Internationale Maifestspiele 2025 in Wiesbaden
Friends of Forsythe, Tanzperformance, kuratiert von William Forsythe, Gastspiel im Wiesbadener Museum Reinhard Ernst, 02.05.2025
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Friends of Forsythe: v. l.: Rauf "RubberLegz" Yasit, Brigel Gjoka, Foto: Bernadette Fink |
Architektur – ideal für Tanz
Den Besucher empfing ein herrlich heller, über 10 Meter hoher, weitläufiger rechteckiger Raum im wirklich schlicht modernen und frei atmenden Museum Reinhard Ernst, das nicht allein architektonisch, sondern auch für Liebhaber der bildenden Kunst einen Besuch absolut lohnend macht.
Eine Augenweide und ebenfalls ein idealer Ort für diese Tanzperformance, die in Zusammenarbeit des weltweit und vor allem im Rhein Main Gebiet bekannten Choreographen, William Forsythe (*1949) mit einer Gruppe von sechs Tänzern, darunter eine Tänzerin, entstanden ist: Es sind Julia Weiß, Matt Luck, Brigel Gjoka, Aidan Carberry, Jordan Johnson sowie Rauf „RubberLegz“ Yasit.
Gemeinsame Choreographie – sensationell
Die Performance, das sei vorweggenommen, atmet zwar Idee und Technik von William Forsythe, ist aber von den genannten Tänzern gemeinsam choreographiert worden. Die (musikalische) Technik das Abends lag in den Händen von Niels Lanz und seinem Team. Die elektronische Hintergrundgeräuschwolke während der einstündigen Performance war zwar sehr leise, aber durch ihre schrillen Höhen, strapazierte sie doch arg die Ohren sensibler Musikliebhaber.
Was sich allerdings auf der großen Matte abspielte, war einfach sensationell.
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Friends of Forsythe: v. l.: Brigel Gjoka, Rauf "RubberLegz" Yasit Foto: Bernadette Fink |
Ganz im Stil der Forsythe-Schule
Alles beginnt mit mit einer langen Sequenz zweier Tänzer, Rauf „RubberLegz“ Yasit und Matt Luck, die quasi im Clinch ihre insgesamt siebenteilige Performance einleiten. Zunächst lautlos, dann, wie gesagt, mit den genannten elektronischen Hintergrundgeräuschen, die engen Verwringungen auflösend, mit extrem variablen Bewegungsmustern der Arme, des Rumpfs, der Hände, Füße und Beine, verbunden mit expressiver Gestik: ganz im Stil der Forsythe-Schule.
Ein Feuerwerk an Erinnerungen an die Zeit zwischen 1984 und 2004, in der Forsythe das Ballettgeschehen im Rhein Main Gebiet, und nicht nur dort, beherrschte. Klar untergliedert in Abschnitte, die durch Verdunkelung des Raumes oder durch Klatschen in Hände oder Klopfen auf Gliedmaßen erkennbar und hörbar wurden.
Mixtur aus Eleganz und Power
Nach gut 20 Minuten ein Wechsel zum Quartett. Eine Art Intermezzo, um das Pas de Deux mit Julia Weiß und Brigel Gjoka einzuleiten. Dieser Abschnitt glänzte durch klassisches Ballett, laute Atemtechnik und ironische Anklänge an die Zeit des Aerobic, bekannt gemacht durch die Hollywood Ikone Jane Fonda. Hier eine Mixtur aus Eleganz und Power. Perfekt.
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Friends of Forsythe, Halle im Museum Reinhard Ernst (Foto: H.boscaiolo) |
Tanz der Jahrtausendwende
Die nächste Einheit unterbricht eine Dreiergruppe mit der Fortsetzung der hektischen Bewegungsfolge, um dann in das folgende Pas de Deux mit Aidan Carberry und Jordan Johnson überzuleiten.
Jetzt ist man an den Hip Hop, den Breakdance, an Michael Jackson und die pochenden Beats des Pop um die Jahrtausendwende erinnert. Bemerkenswert und beeindruckend die Hürdensitze der beiden Protagonisten und ihrem wilden rhythmischen Schlagen auf den Tanzboden.
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v. l.: Jordan Johnson, Julia Weiß, Rauf "RubberLegz" Yasit, Brigel Gjoka, Aidan Carberry, Matt Luck Foto: H.boscaiolo |
Reprise – Zurück zum Anfang
Nach einem abschließenden Intermezzo einer Fünfer Gruppe mit eleganten Balletteinlagen von Julia Weiß, bleiben Rauf „RubberLegz“ Yasit und Matt Luck zurück auf der Bühne.
Es ist der Siebente Abschnitt und quasi das Finale dieser Performance. Beide bieten jetzt ein witziges, humorvolles Ensemble chaplinesker Komik bis hin zu Ali-Schuffles in einem imaginären Boxkampf. Dazu eine Akrobatik am Körper, die unglaubliches Staunen im vollen Saal hervorruft.
Eine Coda dann, die das Paar wieder im ursprünglichen Clinch vereinen ließ. Licht aus.
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v. l.: Rauf "RubberLegz" Yasit, Brigel Gjoka, Julia Weiß, Matt Luck, Jordan Johnson, Aidan Carberry Foto: H.boscaiolo |
Eine Stunde Tanzgeschichte
Grenzenlose Begeisterung. Eine Stunde Tanzgeschichte im Namen des legendären William Forsythe. Ein faszinierendes Kaleidoskop der Tanzstile der Moderne und Postmoderne, voller Kreativität, neuer Interpretation, und vor allem mit Humor, Leichtigkeit und Freude präsentiert.
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