Kronberg Festival „Good Vibrations“ vom 23.09. – 05.10.2025
Igudesman & Joo, Comedy Duo: The best of – The Final Nightmare Music, Casals Forum, 28.09.2025
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| Hyung-ki Joo, Aleksey Igudesman Foto: Julia Wesely |
Zwischen Monty Python und Mozart
Aleksey Igudesman (*1973), Violinist und gebürtiger Leningrader (Heute St. Petersburg) ist bekannt für seinen eigenwilligen Humor, bester klassischer Ausbildung und der Fähigkeit, Humor mit Klassik, oder besser, ernste Musik mit Comedy zu verbinden. Sein Kompagnon Hyung-ki Joo, (*1972) Pianist, geboren in England mit koreanischen Wurzeln, hat ebenfalls eine klassische Ausbildung genossen, liebt aber seine Tätigkeit als Arrangeur und witziger Entertainer.
Beide haben sich auf der Londoner Yehudi Menuhin School kennengelernt und arbeiten seit 2015 als Comedy Duo zusammen. Ihr Markenzeichen ist es, klassische Musik mit Comedy, Pop, Jazz und Showelementen zu kombinieren. Sie liegen dabei so zwischen Monty Python und Mozart, um es ein wenig auf den Begriff zu bringen.
Albträume der besonderen Art
Sie hatten, ebenfalls als Gäste des Kronberg Festivals, ihr Programm nicht von ungefähr The best of – The Final Nightmare Music, auf deutsch: den finalen musikalischen Albtraum, genannt, denn ihre insgesamt acht Nummern können wohl als die Höhepunkte ihrer gesammelten Sketche bezeichnet werden. Albträume mitnichten, dafür aber Kontraste der ganz besonderen Art.
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| Aleksey Igudesman (Foto: H.boscaiolo) |
„Traurigster Teil“ des Abends
Gleich zu Beginn ihr Mozart Bond, eine Parodie auf Mozarts Sinfonie a-Moll (KV 550) und der bekannten Erkennungsmelodie der James Bond Filme. Ein Einstieg nach Maß im vollbesetzten Casals Forum.
Dann, absolute Ruhe, konspiratives Flüstern darüber, wie man richtig auf der Bühne zu stehen und zu wirken hat, ein Slapstick voller Lacher, um dann mit der Parodie Nummer zu Mozarts Marsch alla Turka aus der Sonate Nr. 14 (1779) fortzufahren.
Geige und Klavier spielen in unterschiedlichen Tonlagen, dann in B-Dur und h-Moll – Wahnsinn, geht nämlich auch – , mal mit chinesischer Pentatonik, dann wieder im jazzigem Rhythmus. Ein Schauspiel mit viel Augenzwinkern.
Jetzt scheint es ernst zu werden, das traurigste des Abends folgt. Joo spielt mit viel Feingefühl den zweiten Satz aus Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 2 (Sketchbezeichnung: Rachmaninow will survive.). Die Geige von Aleksey jammert, während Joo mit gebrochener Stimme singt und heraus kommt: When I was Young von Eric Burdon und Nobody loves me von Ricky Montgomery.
Geheul und Jammern lässt die Ballade des Schluchzens beenden. Der wirklich „traurigste Teile des Abends“ (O-Ton: Joo und Aleksey) war damit erledigt.
„Kuhreographie“
Eine Probe folgt, die natürlich voll aus dem Ruder läuft. Es geht um einen klassischen Blues, dessen Text sich um „Bessy the Cow“ dreht. Eine „Kuheographie“ à la Marx Brothers mit Frosch, Kuh und Hitchcock Tönen auf der Geige. Psycho´s Duschszene lässt grüßen.
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| Aleksey Igudesman, Hyung-ki Joo Foto: H.boscaiolo |
Fremdbestimmt
Der erste Teil endet mit der berühmten Nummer mit Anweisungen aus dem Off. Joo möchte Klavier spielen, kann aber nicht, bevor er einige Codes erfüllt hat. Mal sind es Beethovens berühmte drei Schicksalstöne aus seiner 5. Sinfonie, dann sind es fünf Takte aus Edward Griegs a-Moll Klavierkonzert, dann wieder heftige Cluster für die entsprechende Metal-Music.
Eigentlich möchte er den Eingangssatz aus der C-Dur Sonate Nr. 2 (1788) von Mozart spielen, bekommt aber zu wenig Zeit, denn der Flügel schließt sich wieder. Bleibt ihm also nichts anderes übrig, als schneller und schneller zu werden. In rasendem Tempo gelingt ihm schließlich sein Ansinnen. Tosender Applaus für die akrobatische Leistung ist ihm sicher.
Dann folgt sein Kompagnon mit der Geige. Er wiederum möchte die Partita Nr. 2 von Johann Sebastian Bach spielen, was ihm aber versagt bleibt, weil ihm der Bogen entwendet wird. Schlussendlich spielt er auf einem Minibogen. Zwar keine Partita, dafür aber einen gnadenlos schnellen Country Song. Mit einer Reminiszenz an Johnny Cash endet der erste Teil.
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| Hyung-ki Joo, Aleksey Igudesman Foto: H.boscaiolo |
Ideenreich
Nach der Pause spielt Joo zunächst ein Sammelsurium aus bekannten klassischen Stücken, um bei Beethovens Für Elise zu landen. Dabei schläft er ein und bearbeitet den Flügel dafür von unten. Eric Satie kommt auch zu seinem Recht mit seinen Gymnopédies.
Pianistischer Höhepunkt ist allerdings seine Interpretation des Prélude cis-Moll von Sergei Rachmaninow. Permanent gestört durch seinen Kumpel, der mit seiner Geige dazwischen tönt, spielt er das Stück mit unglaublicher Rage im Mittelteil und wird von ihm durch lange Stangen mit eingebauten Akkorden unterstützt. Denn der Schlussteil des Préludes besteht aus vier Notensystemen statt üblicher zwei. Schwierig für zwei Hände zu spielen.
Die „Akkordstangen“ entlasten somit den Spieler. Witzig anzuschauen, aber durchaus effektiv. Eine klasse Idee.
Was ist aus Elise geworden?
Den Abschluss bildet dann der Für Elise Sketch, gepaart mit Teilen aus Beethovens Pathétique, Brahms- und Rachmaninows Klavierkonzert- und Sinfoniesplitter, César Francks Orgelwerken und Hans Zimmers Filmmusiken.
Nicht zu vergessen John Williams Ohrwürmer aus der Star Wars Filmserie, die Musik aus der Filmserie Braveheart von James Hörner, dazu Löffelpercussion mit Tango Einlage sowie last but not least ein Boogie Woogie mit Ragtime und Aufforderung des Publikums mitzusingen, was zwar schräg, aber mit viel Engagement gelungen ist.
Der Beifall kannte keine Grenzen. Ein Zugabe musste natürlich sein. Sie allerdings sollte abermals zum Highlight des Abend avancieren.
Sie beginnt mit Gloria Gaynors I will survive, wechselt zu Mozarts Zauberflöte und zur Arie der Königin der Nacht und kommt schließlich zu Rap und der Allgemeinen Verunsicherung. Joo singt wie eine „Nachtigall“ und Aleksey rettet mit seiner wunderbaren Geige die E-Musik des 19. und 20. Jahrhunderts – oder auch nicht.
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| Aleksey Igudesman, Hyung-ki Joo Foto: H.boscaiolo |
Lachen entspannt – Lachen ist gesund
Ein wunderbarer Abend im Sinne des Mottos des Festivals: Voller bester Schwingungen, und einem Publikum, das durchaus die Begeisterung mit in die Woche nehmen könnte.
Wie sagte doch Prof. Dr. Stefan Kölsch auf seiner Konzerteinführung über Was macht das Lachen?: Lachen entspannt, beruhigt die Atmung, stärkt das Immunsystem, löst Verspannungen und ist vor allem entzündungshemmend, befreit also von Schmerzen aller Art. All das sollte doch wenigstens für eine erfolgreiche kommende Woche ausreichen .





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