Donnerstag, 13. November 2025

Alexej Gerassimez & Omer Klein, Perkussion & Klavier Duo in der Alten Oper Frankfurt, 13.11.2025 (ein Veranstaltung der Frankfurter Museumsgesellschaft e.V.)

Alexej Gerassimez, Omer Klein (Foto: Alte Oper / Nicolaj Lund)

Feuervogel als Inspirationsquelle

Firebirds ist eigentlich ein Konzertprogramm dieses seit 2017 bestehenden Duos Alexej Gerassimez (*1987) & Omer Klein (*1982). In Anlehnung an Igor Strawinskis Feuervogel, den er 1909 für das Aufsehen erregende Ballett Russe, unter Sergej Diaghilew, komponierte und damit seinen Weltruhm begründete, hat das Duo dieses Werk als inspirative Quelle einer eigenen Interpretation genommen. 

So meint Gerassimez in einem Interview, Feuervogel sei ein wunderschönes Stück und im Laufe der Zeit seien er und sein Partner darauf gekommen, „dass Strawinskis Musik jeweils einen großen Einfluss auf unsere musikalische Arbeit hat. Besonders seine Art Art, mit Farben, Rhythmen und Motiven umzugehen, sehr inspirierend.“


Alexej Gerassimez (Foto: Website)

Die Welt der Märchen und Träume

Da ist eigentlich alles gesagt. Warum diese Vorrede? Der Kammermusikabend dieses Duos beschäftigte sich vor allem im ersten Teil ihres Auftritts mit der Thematik Firebirds. In sieben kleinen Aufzügen, darunter fünf Nummern aus Firebirds und drei Nummern mit den Titeln Our Sea (eine Eigenkomposition von Omer Klein), Duration (eine Eigenkomposition von Alexej Gerassimez) sowie Sari Gelin (ein türkisch-armenisch-aserbaidschanisches Volkslied), erzählten die Beiden kleinere und größere Geschichten aus der Welt der Märchen und ihrer eigenen Träume.


Omer Klein (Foto: H.boscaiolo)

Eingespieltes Team

Beide sind ein eingespieltes Team, ihre Stücke sind teilweise notiert (vor allem Omer Klein benutzte, zum Ablesen der Noten, sein Tablet) und ihre Arrangements, Kompositionen, Improvisationen und auch Inspirationen immer fein abgestimmt. Sie sind ein Team, dass wirklich professionell agiert, wenngleich vieles manchmal etwas zu cool, zu wenig emotional und spontan herüberkommt.

Omer Klein am Klavier ist zwar auch Jazzer, aber sein Klavierspiel ist klar an der klassischen Schule orientiert. Hervorragend allerdings ist sein rhythmische Klarheit und konsequente Durchgängigkeit.

Gerassimez dagegen glänzt durch seinen Einfallsreichtum, der auch den Zufall, die Aleatorik zulässt. Ganz im Sinne des amerikanischen Jazz Saxophonisten und Komponisten, Wayne Shorter: „Man kann das Unbekannte (den Zufall?) nicht proben.“


Alexej Gerassimez (Foto: Website)

Ein Narrativ für Seele und Gemüt

Dennoch, vor allem der erste Teil des Konzerts, oder besser Events war geprägt von einem märchenhaften Narrativ, alles sehr leise, gediegen und auf den kleinen, feinen Mozart Saal der Alten Oper Frankfurt abgestimmt, die Seele und das Gemüt ansprechend.

Gerassimez benutzte dafür eine Vielfalt an Idiophonen, wie Xylophon, Marimba, Cajon, Buckelgongs, diverse Hölzer und last but not least Pauke und Snare. Alles aber mit ausgeklügelter Dynamik, melodischer Expressivität und polyrhythmischer Vielfalt.


Rhythmus und Virtuosität

Der zweite Teil des Abends bestand zunächst aus zwei Soli, die beide auf ihre Weise gestalteten. Dabei konzentrierte sich Omer Klein auf seine rhythmischen Qualitäten. Man spürte seine Herkunft: In Israel geboren, mit tunesischen, libyschen und ungarischen Wurzeln , die allesamt in sein weniger virtuoses, dafür mehr akkordisches Spiel einfließen. 

Dagegen konzentrierte sich Alexej Gerassimez auf sein Snare, die er, wie viele seiner Perkussionskollegen (man denke nur an Martin Grubinger) auch, mit fast schon akrobatischer Kunstfertigkeit bearbeitete. Eine Vorstellung, die das Publikum in Begeisterungsstürme versetzte.


Omer Klein, Alexej Gerassimez (Foto: H.boscaiolo)


Gefällig und simpel

Die übrigen Stücke, wie Good Hands (eine Eigenkomposition von Omer Klein und seiner großen Familie gewidmet), Enny (von Alexej Gerassimez konzipiert), ein liedhaftes, verträumtes kurzes Stückchen im impressionistischen Stil, sowie Radio Mediteran (ein Arrangement von Omer Klein), das seinen Aussagen zufolge alles in sich trägt, was die Mittelmeer Anrainer an Musik mit sich bringen, sich dabei aber im Wesentlichen auf einen Rhythmus, zwei kurze Schläge und ein langer Schlag, reduzierte, konnten weniger überzeugen und ihren Ansprüchen gerecht werden. Waren sie doch eher gefällig, um nicht zu sagen sehr simpel strukturiert.


Omer Klein, Alexej Gerassimez (Foto: H.boscaiolo)


Unberechenbarer Augenblick

Sehr angenehm allerdings die Kommunikation der beiden mit dem leider nicht sehr zahlreich anwesenden, dafür aber begeisterten Publikum. Denn sie erläuterten ihre kleinen Kompositionen und Arrangements und ließen so ihre musikalischen Absichten deutlich werden. 

Lassen wir dazu Omer Klein sprechen: „Wir proben alle durchkomponierten Elemente in unseren Kompositionen und überlassen die Improvisationsteile der Inspiration des Augenblicks ...“ Und dieser Augenblick ist nicht berechenbar. So einfach und doch so entscheidend.


Omer Klein, Alexej Gerassimez (Foto: H.boscaiolo)

Sucher nach Ungehörtem

Alexej Gerassimez ist in dieser Saison Museumssolist der Frankfurter Museumsgesellschaft e. V. und wird noch drei weitere Konzerte in diesem Rahmen geben. Er ist nicht allein ein würdiger Nachfolger vom unvergessenen Martin Grubinger, der vor zwei Jahren seine Bühnenkarriere beendete, sondern vor allem ein Neuerer und ewig Suchender nach Ungehörtem.

Dazu steht die Feststellung über dieses Kammerevent: „Nehmen sie es nicht zu ernst, und haben Sie Spaß dabei.“ Denn die Zugabe unter dem Titel Piazonore war selbstverständlich als Hommage an das libertango von Astor Piazzolla gedacht. Kaum erkennbar in Rhythmus und Struktur, dafür ein Kosmos ohne Grenzen voller Spielfreude.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen